In 13 Kurzgeschichten ermittelt Inspector Joseph Maria Nechyba diesmal nicht nur im alten Wien, sondern auch in Venedig, in Freiburg im Breisgau sowie in Röschitz im Weinviertel. Zusätzlich erhalten Nechyba-Fans interessante Einblicke in sein Privatleben. Natürlich wird auch wieder gekocht und gespeist. Und: Es kommt zur finalen Begegnung mit dem Naschmarkt-Mörder Aloysius von Schönthal-Schrattenbach.
Gerhard Loibelsberger wurde 1957 in Wien geboren. 2009 startete Gerhard Loibelsberger mit den Naschmarkt-Morden eine Serie von historischen Kriminalromanen rund um den schwergewichtigen Inspector Joseph Maria Nechyba. Den Naschmarkt-Morden folgten 2010 der Reigen des Todes sowie 2011 Mord und Brand. 2012 erschienen der Wienführer Nechybas Wien - 33 Lieblingsspaziergänge und 11 Genusstipps sowie Loibelsbergers erster Venedig-Krimi Quadriga. 2013 wurden das vom Autor gesprochene Hörbuch Die Naschmarkt-Morde sowie der 4. Band der Nechyba-Serie Todeswalzer veröffentlicht. Das Hörbuch Todeswalzer folgte im Februar 2014. Bei der im Sommer 2014 erschienen Anthologie Wiener Seele fungierte er als Herausgeber. Live kann man Gerhard Loibelsberger bei einer seiner zahlreichen Lesungen sowie bei Auftritten mit dem Jazz- & Improvisationsprojekt Club Dada und seiner Undergroundband Der dritte Mann erleben.
Loibelsbergers Erzählungen um den Wiener Inspektor Nechyba sind zeitlich angesiedelt zwischen 1902 und 1918. Diese Zeit ist geprägt von Monarchie und Obrigkeitsdenken, von den kleinen Freuden der einfachen Menschen, aber auch von Armut und vom Verzicht der Nachkriegszeit. Diese trieb viele zu kriminellen Handlungen, auch wenn es sich dabei nur um die Beschaffung von Kaffee und Milch handelte.
Die Erzählweise ist sehr unterhaltsam und gespickt mit Wiener Begriffen, die in einem Glossar am Ende des Buches erklärt werden. Dadurch bekommen die Kurzgeschichten einen regionalen Anstrich, man reist mit Nechyba durch seine Welt und lernt ihn und seine Frau näher kennen.
Die Kriminalfälle sind eher einfacher Art, sie lösen sich häufig durch wenig Aufwand und fast von allein durch Nechybas Anwesenheit. Doch das macht den besonderen Reiz aus. Dieser dem Essen und Trinken so zusprechende Mann kann auch wütend werden, wenn er seine Essenszeiten nicht einhalten kann und Hunger hat. So ist sein Gabelfrühstück mit einem Bier am Morgen während der Dienstzeit Pflicht. Bekommt er es wegen Ausübung seiner Dienstpflicht nicht, so hat er Kriminellen gegenüber doch recht rüde Verhörmethoden, bzw. lässt seine Mitarbeiter die Kriminellen bearbeiten .
Ich habe mich über diesen schrulligen Inspektor sehr amüsiert. Seine Reise nach Freiburg erscheint uns heute wie ein kleiner Ausflug, zu Zeiten der Kutschen und Eisenbahnen war das eine weite Auslandsreise. Auch seine Hochzeitsreise ins ferne Venedig war so ein Ereignis. Hier wurde ich mitgenommen ins italienische Essvergnügen und die Reisefreude von Nechyba und seiner Frau waren richtig toll zu lesen.
Diese Kurzgeschichten sind nicht gerade etwas für Spannungsuchende! Sie zeigen eher den Wiener Schmäh um die Jahrhundertwende, als die Zeit in Wiener Kaffeehäusern noch langsam lief. Man taucht ein in diese Welt und betrachtet die Menschen mit den Augen von damals. Eine gelungene Zeitreise!
Gerhard Loibelsberger: Kaiser, Kraut und Kiberer bei hugendubel.de