Die Tradwife-Bewegung folgt einem traditionellen Frauenbild, eher rückwärtsgewandt, das der Ehefrau die Rolle der dienenden, gefügigen Gattin zuschreibt, die sich selbst stets hintanstellt und die ganz in ihrer Mutterrolle aufgeht. Hannah Lühmann schreibt davon in ihrem neuen Buch Heimat. Auch wird der Rechtsruck thematisiert, ich bin als eigenständiger, demokratisch denkender und handelnder Mensch gespannt, wie sie diese Themen umsetzt
und lege den Roman nach dem Lesen ernüchtert weg.
Jana zieht mit ihrem Partner Noah und den beiden gemeinsamen Kleinkindern aufs Land. Ihren Job hat sie bereits gekündigt, die Kinder sind in der Kita, sie genießt die Zeit, die sie nur für sich hat. Bald lernt sie die vielfache Mutter und Ehefrau Karolin kennen, die in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter aufgeht. Sie und noch einige ihrer Freundinnen vertreten die Meinung, dass Kinder in ihren ersten Lebensjahren nicht fremdbetreut werden sollten, auch ist Karo weitgehend Selbstversorgerin. Nur unbehandelte Lebensmittel erreichen ihre Küche. Und sie betreibt einen erfolgreichen Kanal auf Instagram.
Jana tritt ziemlich unbedarft auf, sie himmelt Karolin direkt an. Dass diese dabei ihre eisernen Regeln bricht, sieht die mittlerweile zum dritten Male schwangere Jana nicht. Karo raucht (darf eine brave Ehefrau und Mutter rauchen?) und nicht nur das, sie animiert Jana zum Rauchen. Ein Zug wird dem Kleinen schon nichts anhaben. Karo und auch ihre Freundinnen sind Impfgegner, bringen krude Corona-Beispiele, führen an, dass es nahezu ausgeschlossen ist, dass ein Kind an Masern stirbt. In dem Tenor geht es weiter hier sind Verschwörungstheoretiker am Werk. Und dann irgendwann holen die Frauen um Karo die blauen Fähnchen hervor, sie ziehen in den Wahlkampf.
Die Diskrepanz zwischen dem traditionellen Frauenbild und der selbstbewussten Frau, die Social Media für sich zu nutzen weiß, sticht hervor, das herkömmliche Bild einer intakten Familie wird infrage gestellt, zwischendurch blitzt das Rechte Gedankengut dann mal kurz auf. Vieles wird eher angedeutet, verläuft aber dann im Sande, verliert sich im Nirgendwo. Positiv erwähnen möchte ich den Schreibstil der Autorin, der mich das Buch letztendlich mit drei Sternen bewerten lässt.