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Produktbild: Einer von den Guten | Jan Costin Wagner
Produktbild: Einer von den Guten | Jan Costin Wagner

Einer von den Guten

Roman

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eBook epub
19,99 €inkl. Mwst.
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Ben Neven, leitender Kriminalermittler, glücklich verheiratet, Familienvater, von Kolleginnen und Kollegen hochgeschätzt, ist einer von den Guten. Niemand weiß von seinem Doppelleben, niemand weiß, dass Neven einmal wöchentlich einen Parkplatz weit von zu Hause ansteuert. Um dort Adrian zu treffen, einen minderjährigen Jungen.
Während der Sommer verblasst und der Herbst anbricht, verstrickt sich Neven immer tiefer und auswegloser im Dickicht seines ungeheuerlichen Doppellebens. Und Adrian lernt die gleichaltrige Vera kennen, die ihm ein ganz anderes Leben zeigt. Ein Leben, das er nicht kannte und das er vor seinem Vater, der ihn zur Prostitution zwingt, verbergen muss.
Sowohl Ben als auch Adrian müssen radikale Entscheidungen treffen, um die unhaltbare Situation zu ändern. Doch jeder Schritt ist ein Schritt am Abgrund. Wenn Neven sich jemandem anvertraut, steht seine Existenz auf dem Spiel. Und Adrian müsste sich von seinen Wurzeln und seinem alten Leben komplett lossagen. Werden sie einen Ausweg finden? Und wenn ja, um welchen Preis?
Eine fein austarierte, hochmoralische Meditation über Menschen am Abgrund, die uns nach dem letzten Satz sprachlos und doch mit geschärftem Blick zurücklässt.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
17. August 2023
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
208
Dateigröße
2,56 MB
Reihe
Die Ben-Neven-Reihe, 3
Autor/Autorin
Jan Costin Wagner
Verlag/Hersteller
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783462310801

Portrait

Jan Costin Wagner

Jan Costin Wagner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller und Musiker bei Frankfurt am Main. Zuletzt erschien sein Songwriter-Album violet tree. Seine Romane um den finnischen Ermittler Kimmo Joentaa wurden von der Presse gefeiert, vielfach ausgezeichnet und in 14 Sprachen übersetzt. Die mit Henry Hübchen, Bjarne Mädel und Kim Riedle prominent besetzte Film-Trilogie (Tage des letzten Schnees, Das Licht in einem dunklen Haus und Die Stille am Ende der Nacht) erreichte im ZDF mehr als 7 Millionen Zuschauer.

Pressestimmen

Ein verstörendes Buch, ein kluges Buch, ein herzzerreißendes, bewegendes Buch, zugleich zart und wuchtig, ein großartiges Buch, eines von den notwendigen. Elke Heidenreich, SPIEGEL Online

Besprechung vom 18.08.2025

"Das Böse löscht das Licht aus"

FRANKFURT Vertreibung aus dem Paradies: In seinem neuen Roman "Eden" erzählt Jan Costin Wagner von einem Attentat und seinen Folgen.

Von Florian Balke

Hier islamistische Terroranschläge, dort rechtsradikale Kampfhunde, die immer wilder herumbellen und lautstark an ihren Ketten zerren. Das Leben in Deutschland ist stressig geworden, obwohl noch immer durch ein Maß an Wohlstand und Normalität gepolstert, das anderswo undenkbar erscheint. Das Paradies auf Erden. Bis plötzlich etwas geschieht. So wie in "Eden", dem neuen Roman von Jan Costin Wagner, in dem ein Selbstmordattentäter ein junges Mädchen aus dem Leben reißt, woraufhin sein Vater und seine Mutter weder mehr ein noch aus wissen.

Seinen Namen hat das Buch, das Wagner am 20. August in Frankfurt vorstellt, von einem Album der britischen Gruppe Talk Talk, das früh ins Spiel kommt. Der kluge und freundliche Architektenvater Markus empfiehlt es Tobias, dem Klassenkameraden seiner Tochter Sofie. Ihm hat er bei einem Referat über Entenhausen und die "Lustigen Taschenbücher" geholfen. Später zückt er Konzertkarten für den Stuttgarter Auftritt von Ariana la Vega, einer Sängerin, deren Musik die zwölf Jahre alte Sofie liebt. Sie trägt in ihrer Popularität Züge von Taylor Swift, ihr Name legt aber auch eine leicht lesbare Spur in Richtung Ariana Grande aus, bei deren Konzert in Manchester ein Bombenattentäter vor acht Jahren 22 Fans ermordete.

In Stuttgart besucht Markus das Konzert zusammen mit seiner Tochter, seiner Schwester und seiner kleinen Nichte, wartet aber mit dem Arbeits-Laptop in einer Cafeteria auf die Damen. Nach dem Ende des Konzerts will er sie abholen, wird im Foyer gerade noch Zeuge des Explosionsblitzes und eilt die Rolltreppe in den grauen Nebel hinauf. Mit ihm habe laut Wagner der Roman begonnen. Der Vater, massiv getroffen von dem, was ihm widerfahren sei, müsse "begreifen, um bewältigen zu können", sagt Wagner: "Die Figur war zentral, die wollte ich vermutlich als Erste erzählen."

Schon vor zwei Jahren hatte er im Gespräch über "Einer von den Guten", den letzten seiner drei abgründigen Bände über einen pädophilen Polizisten, bemerkt, als nächstes folge vielleicht kein Roman über eine zerrissene Person, sondern einer über die zerrissene Gesellschaft. Jetzt ist der Roman da und zeigt, wie der Tod Sofies zuerst Markus, später aber auch ihre Mutter Kerstin in den Abgrund von Wut, Verdrängung, Sprachlosigkeit und Depression reißt. Und wie sich ein paar Straßen weiter der Vater von Tobias vor lauter Verärgerung über muslimische Zuwanderer so radikalisiert wie auf der Gegenseite der Selbstmordattentäter Ayoub. Ihm hat sein älterer Bruder Hamza, sonst ein pflichtbewusster Sohn und aufmerksamer Vater zweier kleiner Töchter, einmal zu oft erzählt, wie sehr er Dschihadisten bewundert, in denen er Rächer der Demütigung durch die Mehrheitsgesellschaft sieht. Bei Ayoub, einem aggressiven Schwächling, fällt das auf besonders fruchtbaren Boden.

Wie immer habe Wagner während der Arbeit am Roman dem nachgespürt, was sich nach und nach im Text einfand. "Es geht einerseits um Sprachfindung, andererseits um Figuren- und Ensemblefindung." Er habe abgewartet, ob die Worte die richtigen waren, und habe geprüft, was sie als Nächstes erforderten: "Im Schreiben lasse ich mich immer nur leiten von dem, was ich eigentlich sehe, und dem, was die Sprachfindung hervorbringt." Habe sie erst einmal so richtig begonnen, "kann ich weiter vordringen als in jeder anderen Form des Ausdrucks". Trotzdem hat Wagner, der auch Musiker ist und sich zur Buchpremiere in der Ausstellungshalle an der Schulstraße am Klavier begleiten wird, während der Arbeit am Roman die beiden Alben "violet tree" und "Unbelegte Reise" aufgenommen. Sie hängen thematisch mit "Eden" zusammen. Beim Schreiben aber sei für ihn entscheidend, dass die Figur stimme: "Was immer dann entsteht, entsteht."

Er habe ein "Mosaik" zeichnen wollen, das in gewisser Weise umfassend sei, sagt er: "Erzählenswert ist das, was die Gesellschaft zu zerreißen droht." Aber es sei ihm nicht darum gegangen, vom gewaltbereiten Islamismus über die verunsicherte Mitte zwischen Alltag und Ausnahmesituation bis zum rechtsradikalen Ausländerhass samt Remigrationsphantasie alles mit hinein zu holen, was Bundesbürger derzeit umtreibt: "Die Figuren entstanden aus dem Wunsch, das Mosaik zu zeichnen. So hat sich der Vater von Tobias herauskristallisiert."

Vom Anschlag in Manchester habe Wagner seinerzeit auf Lesereise in Südkorea erfahren. Wie andere islamistische Attentate der vergangenen Jahre und Jahrzehnte habe er ihn immer wieder beschäftigt: "Es war ein Anschlag auf ein Konzert, zu dem vor allem Jugendliche und Heranwachsende gegangen sind. Die Massivität des Kontrasts zwischen der puren Freude und dem Schrecken hat mich lange begleitet." Als Autor habe er den Wunsch gehabt, das zu sortieren. Trotz vieler kleiner Verschiebungen folgt "Eden" in zahlreichen Details den Ereignissen in Manchester: vom schweren, auffälligen Rucksack, den der Attentäter mit sich herumschleppt, bis zum 22. Mai als Tag der Tat, den Wagner ebenfalls bewahrt hat: "Das habe ich intuitiv getan, das wusste ich gar nicht mehr."

Ayoub und den Vater von Tobias eint das Gefühl, eine gesellschaftliche Täuschung durchschaut zu haben. Die Parallele zwischen den beiden Extremen mitschwingen zu lassen, sei Wagner wichtig gewesen: "Ganz subtil und assoziativ." Schließlich gehe es um die Frage, woraus sich Hass speise. Es geht aber auch viel um Väter, Söhne und Brüder. Ist das für Wagner alles ein Männerproblem? "Männer sind aus diversen Gründen eher empfänglich für das Abgleiten in ideologisierte, abgeschlossene Systeme und im schlimmsten Fall auch für die Gewalt beim Umsetzen und Durchsetzen dessen, von dem sie überzeugt sind." Während des Schreibens aber sei ihm das nicht präsent gewesen: "Im Roman sind es Männer, weil sie aus dem richtigen Leben gegriffen sind, was mir immer sehr wichtig ist."

Und Sofie? "Sofie ist das Licht. Und das auch ganz bewusst in diesem Kontext. Hier ist es wirklich das Böse, das das Licht auslöscht. Es geht dann darum, die Graustufen abzutasten." Mit dem Vater von Tobias und dem Attentäter gibt es Menschen, die sich von der Gesellschaft lossagen: "Und ich wollte Menschen, die versuchen, Brücken zu bauen. Das ist in gewisser Weise die Grundidee des Buches." Aber der Querdenkervater und Ayoub mit seiner Bombe begegnen sich nie. Und auch Markus ist mit Hamza, den er zweimal aufsucht, alles andere als versöhnt. "Brückenbauen ist mühselig", sagt Wagner: "Ich wollte keinen Roman, der dem Leben nicht standhält." Von der Hoffnung auf Versöhnung habe er erzählen wollen, nicht von der Versöhnung selbst: "Das wäre kein integres Erzählen gewesen. Nicht realistisch und damit nicht aufrichtig." Hoffnungsschimmer und erste Schritte hingegen findet er durchaus berichtenswert: "Ich wollte wohl ins Bewusstsein rücken, wie wichtig es ist, damit zu beginnen."

Deswegen lässt er die rechtsradikale Politikerin, der Markus vor Beginn einer Talkshow begegnet, dem Vater des toten Kindes auf eine Weise ihr Beileid aussprechen, die er als zutiefst aufrichtig wahrnehme: "Das sind Momente, die ich wirklich aufzuspüren versuche. Momente, in denen die Brücke gebaut wird. Und sei es nur für einen Augenblick." Ihm sei es wichtig, alle seine Figuren als Menschen zu zeichnen: "Mensch sein bedeutet ja nicht, gut oder schlecht zu sein. Es geht darum, dass es Menschen sind, die Menschen das Schrecklichste antun."

Schon Wagners Kimmo-Joentaa-Bücher und seine drei Ben-Neven-Romane waren keine reinen Krimis, sondern psychologische Romane, lebten vom Einblick in Herz und Hirn der Guten wie der Bösen. In "Eden" entfernt Wagner sich nun noch etwas weiter vom Modell, mit dem er begann. Es sind keine Ermittlungen und Ermittler mehr nötig, es sei denn, man wolle Markus, den suchenden Vater, als solchen sehen, wofür einiges spricht. "Ich sehe die Bücher nach wie vor als alle miteinander verbunden", sagt Wagner: "Sie bindet, dass ich Figuren erzählen möchte, die das Schlimmstmögliche erleben, und die Frage stelle, wie sie weiterleben können." Das neue Buch habe dem sehr entsprochen. Das Schreiben sei daher recht ebenmäßig vor sich gegangen: "Als ich einmal begonnen hatte, ist das Buch sehr aus sich selbst heraus gewachsen und entstanden." Zumindest das hat noch etwas von der Leichtigkeit des Paradieses.

Jan Costin Wagner Ausstellungshalle, Schulstraße 1a, Frankfurt, 20. August, 19 Uhr

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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LovelyBooks-BewertungVon Lovely90 am 10.01.2025
Wichtiges Thema gut und spannend eingefangen
LovelyBooks-BewertungVon Cynthia_Mähnert am 14.01.2024
Ein Buch über Moral und Rechtschaffenheit, über Verbrechen und Gewalt, Selbstreflexion und Selbstbetrug und darüber, was es eigentlich heißt einer "von den Guten" zu sein. Selten ein Buch gelesen, das mich so erschüttert hat. Zum Inhalt: Ben Neven, leitender Ermittler in einem großen Fall von Kindesmissbrauch ist der Inbegriff von Rechtschaffenheit. Liebender Ehemann und Vater, geschätzter Kollege, ein guter Polizist, ein Mann zu dem andere aufschauen. Aber er ist auch Mann mit einem Geheimnis, der sich in Dortmund mit einem minderjährigen Jungen trifft. Und dessen Geheimnis droht, ans Licht zu kommen.Ich habe festgestellt, dass es sich bei diesem Buch um einen dritten Band handelt. Man kann dieses Buch sehr gut unabhängig von seinen Vorgängern lesen, ich werde mir diese aber jetzt auch zulegen, um einen tieferen Einblick in Bens Gedanken und Handlungsweisen zu bekommen, da mich dieser Band hier nicht mehr loslässt.Ich fand den Erzählstil mit den kurzen, teils abgehackten Sätzen, anfangs gewöhnungsbedürftig. Passt aber gut zur Figur von Ben und seiner Situation. Er wirkt fahrig und getrieben, ist sich seiner Schuld bewusst und distanziert sich trotzdem aktiv davon. Der Erzählstil ändert sich, als Ben beginnt sein Verhalten zu reflektieren, wird komplexer, genau wie das moralische Konstrukt, in dem Ben sich verfängt.Adrian dagegen wirkt nüchtern, als würde er sein eigenes Leben von außen betrachten. Und das macht die ganze Situation in der er sich befindet noch erschütternder. Sehr eindringlich bekommt der Leser hier beide Seiten präsentiert: ein Täter, der sich selbst nicht als Täter sehen will und ein Opfer, das vermutlich nicht mal vollumfassend begreift, dass es Opfer ist, bis die Polizei zum ersten Mal einschreitet. Am Ende des Buches bleibt vor allem Resignation und Leere. Und Fassungslosigkeit, dass man das so stehenlassen kann. Und dass das im echten Leben vermutlich auch so läuft. Dieses Buch hat mich echt fertig gemacht.