"Berlin - vielleicht sogar bald" erzählt von einer Großstadtnacht, die in der Haut bleibt. Saphira kehrt um 02:03 nach Hause zurück - elektrisiert, weich, klar - und erinnert ein Wochenende, das mit einem zufälligen Blick beginnt und in einem geschützten Dreiklang an Nähe mündet. Zwei Frauen, ein Mann; keine Pose, kein Spiel um Macht, sondern ein Raum, in dem Wünsche ausgesprochen und gehalten werden.
Die Prosa folgt einer Tonleiter: Sie startet poetisch, lässt Bilder atmen und wird konkreter, je mehr Vertrauen wächst - bis die Körper sich öffnen und Lust ihre eigene Sprache findet. Danach kehrt der Text in ein ruhigeres Register zurück: Aftercare, Atem, die Wärme eines Arms über den Schultern. Consent ist der rote Faden: Hände, die fragen, bevor sie nehmen; Sätze, die Türen öffnen; ein "Nicht heute" zur Härte der Stadt.
Dieses Buch ist erotisch und emotional zugleich: Es zeigt Begehren ohne Scham, Verletzlichkeit ohne Pathos und eine Dreier-Dynamik, in der niemand Statist:in ist. Es geht um Selbstbestimmung, um Trauer, die nicht mehr allein getragen wird, und um die Erfahrung, gesehen zu werden - im Körper und darüber hinaus.
"Berlin - vielleicht sogar bald" ist literarische Erotik ohne grelle Effekte: Urban, einvernehmlich, sinnlich, mit präziser Sprache und genauer Aufmerksamkeit für Berührung, Rhythmus und Nachklang. Für Leser:innen, die Lust mit Respekt denken - und Geschichten mögen, in denen Nähe nicht als Prüfung endet, sondern als Möglichkeit beginnt.