Zunächst habe ich mich gefreut: Es schien eine interessante und kurzweilige Geschichte zu werden. Das Mädchen Anjali lebt mit ihrer Mutter in den Slums von Colombo. Die beiden gehören der untersten Kaste, den Unberührbaren, an und müssen als Teepflückerin überleben. Ihr äußerst karger Lohn hierfür reicht gerade, um die tägliche Portion Reis zu bekommen. Einen Vater, der vielleicht zum Lebensunterhalt beitragen könnte, gibt es nicht, denn Anjali wurde bei einer Vergewaltigung der Mutter gezeugt. Doch das Mädchen hat hohe Ziele, es will ausbrechen aus diesem lebensunwürdigen Umfeld, es will wie ein Mensch leben und auch so behandelt werden. Und es gelingt ihr auch mithilfe von Tom, einem jungen Mann aus gutem Hause, aus ihrem Umfeld auszubrechen. Und von da an schwand meine Freude an dem Buch. Ich fühlte mich in eine Fernsehserie versetzt, in der es sich bisher um den Pilotfilm handelte und in der es jetzt mit "Staffel 1, Folge 1" u.s.w. weiterging. Ihr Retter Tom ist verlobt, sie kann sich ihm nicht anschließen - Anjali wird Tänzerin (obwohl sie es niemals gelernt hat), hat Erfolg damit, die Karriere endet aber, als sie sich den Fuß umknickt. - Anjali wird Weberin edler Saris (obwohl sie auch dies niemals gelernt hat) und hat auch damit so viel Erfolg, dass sie eigene Näherinnen beschäftigen kann. Diese Karriere endet mit dem Feuer in ihrer Näherei. - Anjali wird Perlenhändlerin und Schmuckdesignerin, natürlich auch wieder mit Erfolg, weil sie sich nur aus Gesprächen mit einem Perlentaucher das notwendige Fachwissen angeeignet hat. Und immer wieder taucht das Umfeld des jungen Herrn Tom auf, dass der Inbegriff für Reichtum und Vornehmheit ist. Und letztlich spielt jener Tom und seine Familie auch zum Abschluss des Romans natürlich noch eine große Rolle. Was mir an dieser Geschichte gefehlt hat, ist ein zeitlicher Bezug zu den einzelnen Handlungssträngen. Wieviel Zeit ist vergangen vom Ende der einen bis zum Beginn der nächsten Aktivität? Wie alt war Anjali bei den einzelnen Aktivitäten? Lagen Wochen, Monate oder Jahre dazwischen? Die Idee einer solchen Geschichte finde ich noch immer sehr gut. Aber leider war ich mit der Umsetzung nicht zufrieden. Wäre das Happy End nicht schon in diesem Roman aufgeschrieben, hätte es sicherlich noch Ideen für "eine zweite Staffel" gegeben...