Fast wäre ich auf das seitenlange Lamento der Heldin dieses seltsamen Buches hereingefallen. Man ist es ja schon gewöhnt, dass manche Frauen darüber klagen, wie viele Bedingungen sie erfüllen müssen, bevor sie überhaupt akzeptiert werden. Dass sie nur leiden müssen und die Welt so schrecklich ungerecht ist. Und dass an allem der völlig unbedarfte, dämliche Mann schuld ist. Es mag sein, dass so manches davon durchaus seine Berechtigung besitzt. Aber liegen die Dinge wirklich so einfach wie man es sich mit solchen Schuldzuweisungen macht?Wenn man sich bereits nach einigen Seiten auf die Seite von Britt, der Heldin dieses Beziehungsdramas, geschlagen hat, weil man von der Autorin geschickt manipuliert wird, kommt völlig unerwartet plötzlich ein stilbrechendes Kapitel, in dem die Sicht ihres Partners Espen dargestellt wird. Und danach ist man wie vor den Kopf geschlagen, denn auf einmal sieht alles dann doch etwas anders aus.Diese schockierende kalte intellektuelle Dusche hat mir am ganzen Buch am besten gefallen. Da ist von zahleichen psychischen Problemen Britts die Rede. Natürlich ändert das nichts am egozentrischen Verhalten ihres Partners. Aber Britt hat ihn damit aus eigener Schwäche immer wieder durchkommen lassen.Vielleicht benachteiligt die Natur die Frauen auf eine subtile Weise. Frauen wollen oft gefallen, es allen recht machen. Sie verstehen nicht, dass ein solches Verhalten nicht belohnt, sondern nur ausgenutzt wird. Im Grunde geht es in diesem Roman um ein Entfliehen aus dieser Falle. Dazu stellt die Autorin ihrer Heldin die Figur von Nico entgegen, eine unabhängige, selbstbewusste Frau, also genau das Gegenteil von Britt.Als Britt schließlich an ihrem Beziehungsunglück zusammenbricht und beschließt, dass es so nicht mehr weitergehen kann, ist Nico da und hilft. Spätestens ab dieser Stelle entscheidet sich die Geschichte ins Gewöhnliche abzugleiten. Das war sie eigentlich von Anfang an, nur vermochte es die Autorin sie so geschickt zu erzählen, dass man meint, ein besonderes Buch zu lesen. Doch das täuscht ein wenig.Der große Knall bleibt aus, und die Geschichte strebt in ganz gewöhnliche Bahnen. So verständlich Britts Wut auch auf den ersten Blick sein mag, ganz unschuldig ist sie an ihrer Lage nicht. Man muss sich nicht alles gefallen lassen. Und die Dinge ändern sich nun mal nicht, indem man sie hinnimmt und nur über sie lamentiert.Aus meiner Sicht kann dieser Roman mit dem Erstling der Autorin nicht ganz mithalten.