Hautnah im Korea Krieg, so fühlte ich mich mit der jungen amerikanischen Kriegsreporterin Nellie. Sie war eine der ersten Frauen, die Anfang der 50er Jahre von dort berichteten und die meisten männlichen Kollegen nahmen sie nicht ernst. Nellie strotzt aber vordergründig vor Selbstbewusstsein und zieht mit ihrer großen, unhandlichen Schreibmaschine von Schauplatz zu Schauplatz, immer auf der Suche nach einem besonderen und gefährlichen. Dieses liegt darin begründet, dass sie ein Zwilling ist, mit ihrer Schwester eine sehr tiefe Verbindung hatte, bis Laura eines Tages auf See als junge Erwachsene verschwand. Nellie fühlt sich seitdem unvollkommen und hinterfragt, warum sie noch da ist. Aber was ist bloß mit Laura damals geschehen? In Korea trifft sie auch Jake wieder, einen Fotografen, mit dem sie ein zartes Band der Liebe verbindet, dass aber durch das damalige Verschwinden von Laura nicht gehalten hat und das jetzt wieder aufkeimt. Jake hat aber seine eigene Vergangenheit, er stammt wie Nellies und Lauras Mutter aus Berlin und ist dort auf der Suche, nur nach was genau?
Maiken Nielsen spannt mit ihrer Geschichte den Bogen von Amerika nach Korea und auch Berlin. Dieses gestaltet sie sehr spannend, denn als Leser folgt man Nellie an die Orte der grausamen Kriegsgeschehen. Dabei geht es um die Suche nach Gerechtigkeit, Aufdecken von Unrecht und Sühne, Menschlichkeit, aber auch um die leisen Töne der Liebe, der Verbundenheit, des Vergessens und des Loslassens. Das kommt teilweise auch poetisch daher, so schön, neben all dem Hässlichen des Krieges. Mich hat die Geschichte insgesamt bewegt, wobei es für die Erzählungen um die Kindheit der Zwillinge, die in ihrer eigenen Welt und ihrer eigenen Sprache lebten, in der Ausführlichkeit nicht bedurft hätte. Dadurch wurde jedoch die Persönlichkeit, Verletzlichkeit und starke Verbundenheit beider sehr deutlich, so dass es erklärlich wird, warum es Nellie immer wieder nach Korea zieht. Selbst dann, als sie ihre Akkreditierung verliert. Nellie ist eine sehr sympathische Protagonistin, wie auch Jake. Insgesamt hat mir der Roman sehr gefallen, am Ende wurde es nochmals sehr emotional für mich. Ich empfehle den Roman gerne an historisch interessierte Leser weiter, die an dem Koreakrieg genauso interessiert sind, wie an der Lage in Deutschland in diesem Zeitraum, die ebenfalls sehr informativ aufgegriffen wird und die auch einer schönen Liebesgeschichte, die nicht kitschig ist, gerne folgen möchten. Eine klare Leseempfehlung.