In dem Roman Vater. Mutter. Kind. Kriegserklärungen geht es um Kindheitserinnerungen. Erzählt wird in drei Formen, dem jetzt, in welchem das lyrische Ich eine im siebten Lebensjahrzehnt darstellende Figur ist und sich an seine Kindheit erinnert, insb. ans siebte Lebensjahr sowie einer neutralen Erzählform, welche Gedanken und Handlungen erläutert, Eindrücke verstärkt und lenkt.Die Autorin schafft es durch Ihre Erzählweise Themen einfließen zu lassen, die in späteren Abschnitten wieder aufgegriffen werden, es ist wie das Schaffen eines Rahmens, der dadurch abgeschlossen wird und birgt eine angenehme Erzähltechnik. Es verdeutlicht, ohne hier ins konkret Erzählte zu gehen, wie Dinge aus unserer Kindheit uns bis ins Alter begleiten, unser Denken und Handeln beeinflussen. Das Buch wirkt dadurch gut durchdacht und in sich schlüssig.Es werden viele Themenkomplexe angesprochen, die eine Kindheit betreffen und in einem Licht darstellen, dass sehr authentisch, lebensnah und mit Tiefe überzeugt. Es sind nicht die einzelnen Themen die einen glauben lassen, so war es bei mir auch oder das kenn ich, es ist die spannende, lustige und charmante Erzählart. Hier ist ein lyrisches Ich am Wirken, welches mich sympathisch angezogen hat, aber mich nicht Zwang für sich einzunehmen. Es war auch mal kantig und das durfte es auch sein. Es enthält sehr viel Wahres, wie zum Beispiel, dass wir unsere Erinnerungen mit Dingen anreichern, die zeitlich gar nicht in den Kontext passen. Es gibt unterschiedliche Erinnerungen, welche durch Bilder oder Erzählungen wiedererweckt wurden oder die reinen eigenen Erinnerungen, welche durch die jetzige Gedankenwelt davongetragen werden.Es sind historische Zeitmomente eingeflossen, die nicht fehlen dürften, da sie in die damalige Zeit gehören, Sie überlagern aber nicht das Erzählte.Die Schilderungen zum damaligen Familienleben, immer wieder abgegeben in kleinen Dosierungen, aber stetig begleitend, schaffen ein gutes Bild der Verhältnisse. Es erfolgen immer wieder Einschübe zur Besinnung auf die Kirche. Der Schlag in Richtung Verfehlungen fand ich zunächst schlecht geführt, einerseits deplatziert, andererseits heikles Thema zu kurz geraten. Eine ausführliche Darstellung würde dem Buch einen anderen Charakter geben, wodurch ich zu dem Ergebnis komme, richtiges Maß.Schön fand ich die Schilderungen zu den kindlichen Erkenntnissen/Entwicklungsprozessen. Als Kind nimmt man viele Dinge als normal, als Gegeben war, wenn sie dann einen Namen bekommen, werden sie zu etwas Bewussten und Anderem.Warum sollte man dieses Buch lesen? Es ist nicht eins dieser Bücher, wo man sagt, war ganz nett und/oder unterhaltsam. Es macht Lust mehr von der Autorin zu lesen, wie sind Ihre anderen Werke? Ich nenne es gerne so, das Buch klingt in einem nach. Ich werde es in 1-2 Jahrzehnten wieder lesen, und meine Gefühle und Gedanken erneut erspüren.