¿¿¿ Ein düsteres, kluges Fantasy-Epos über Mut, Freundschaft und Macht. Kein Wohlfühlroman, sondern pure Fantasy mit starken Frauen. ¿¿¿¿
Meine EindrückeIch wusste nach den ersten Seiten schon: Waffenschwestern ist nichts, was man mal eben nebenbei liest. Mark Lawrence zwingt einen förmlich, dranzubleiben.Die Geschichte rund um Nona Grey ist roh, düster und saugt einen förmlich ein. Nona ist kein klassisches "starkes Mädchen", sondern eher eine tickende Zeitbombe mit Herz. Sie sieht die Welt auf ihre ganz eigene Weise - manchmal naiv, manchmal brutal ehrlich.Das Buch springt zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und her, und manchmal weiß man kurz nicht, wo man ist - aber das passt. So funktioniert Nona eben auch: chaotisch, unberechenbar, faszinierend.Und ganz ehrlich: Wenn jemand so Sätze raushaut wie"Will man eine Nonne töten, so gilt es sicherzustellen, dass man über ein Heer von hinreichender Größe verfügt."... dann bin ich einfach dabei.StärkenDie größte Stärke liegt in der Art, wie Mark Lawrence Spannung aufbaut, ohne laut zu werden. Er verrät immer nur so viel, wie nötig - und das macht süchtig. Und er lügt! Das fand ich sensationell.Es ist kein Buch, das man passiv genießt, sondern eins, bei dem man mitdenkt, kombiniert, nochmal kurz zurückblättert - und das ist super. Ich mag, dass man sich konzentrieren muss.Auch das Kloster als Setting ist genial: Magie, Training, Intrigen, Philosophie - alles mischt sich so, dass man sich richtig reinziehen lässt.Es gibt keinen männlichen Main Character (Gegenspieler zählen für mich nicht), kein Knistern, keine Lovestory - und ich vermisse nichts. Im Gegenteil: Es ist sooo toll, ein Buch über starke Frauen zu lesen, bei dem Männer und Liebesgeschichten nicht der Mittelpunkt des Universums sind. Frauen haben so viele andere Themen, und das kommt sonst oft zu kurz. Dieses Buch entschädigt mich für viele andere, in denen Frauen eindimensional beschrieben werden.Die Charaktere sind vielschichtig, keine Abziehbilder - sie sind das heimliche Rückgrat der Geschichte. Bei den Lehrerinnen weiß man nie, ob sie freundlich oder feindlich sind. Besonders die Abtissin Glass ist faszinierend - klug, manipulativ, immer drei Züge weiter als alle anderen. Sie erinnert an eine Schachspielerin, die ständig gewinnt, selbst wenn sie verliert.Dann ist da Ara - zunächst eine Widersacherin, später Nonas loyale Freundin und moralischer Kompass (oder zumindest der Versuch davon). Sie bringt Herz in eine Welt, in der nur Härte überlebt.Auch andere Mädchen werden Freunde und später Feinde - und manchmal auch wieder umgekehrt.Und zuletzt ist da Hessa - still, warm und mit dieser ruhigen, tiefen Stärke, die keine Show braucht. Ihr verkrüppeltes Bein macht sie äußerlich schwach, aber innerlich ist sie die wohl standhafteste Figur im ganzen Buch. Hessa glaubt, wo andere zweifeln, und sieht in Nona mehr als nur das wilde, gefährliche Kind. Zuletzt hat sie mich kalt erwischt - kein großer Knall, kein Pathos, einfach ein stiller, schmerzhafter Moment, der noch lange nachhallt.SchwächenWenn ich ehrlich bin: Wer Action nonstop will, braucht Geduld. Es gibt viel Aufbau, viele Andeutungen, viele Rückblenden - aber genau das mochte ich. Und am Ende wird die Geduld mit detailreichen, intensiven Kampfszenen belohnt.Die Erzählweise ist verschachtelt, und man muss mitdenken - für mich kein Minuspunkt, aber sicher nicht jedermanns Sache.Eigentlich kann ich Science-Fiction-Elemente in Fantasyromanen nicht leiden. Aber als sie hier auftauchten, haben sie mich überhaupt nicht gestört - im Gegenteil, sie fügen sich überraschend stimmig ein.EmpfehlungIch würde Waffenschwestern allen empfehlen, die Lust auf düstere, kluge Fantasy mit starken Frauen haben - und kein Problem damit, wenn es mal etwas komplexer wird.Es ist kein Buch für zwischendurch, sondern eins, das sich langsam entfaltet. Und wenn es dich einmal gepackt hat, dann richtig.Von mir gibt's 4,5 ¿¿ - weil es mich zum Nachdenken, Mitfiebern und Staunen gebracht hat.