Sehr vielversprechende Ausgangslage, die etwas an der Umsetzung der Charaktere scheitert. Sehr spannende Einblicke in die Arbeit bei der UNO
Johanna und Elsa, ein Mutter-Tochter-Duo, das sich aufgrund der beruflichen Laufbahnen, vieler Geheimnisse und Missverständnisse über die Jahre immer mehr entfremdete. Anker für beide war Tante Toni, mit der beide die schönsten Erinnerungen verbinden. Nach ihrem kürzlichen Tod und nun, da Johanna Tonis Haus auf dem Land erbt, wird dieses zum Schauplatz der längst überfälligen Aussprache und Wiederannäherung zwischen Mutter und Tochter.So vielversprechend diese Ausgangslage auch klingt, emotional hat mich der Roman leider nicht komplett erreicht. Vieles war vorhersehbar, die beiden Hauptfiguren waren mir etwas zu flach und vor allem in den Dialogen zu unauthentisch. Johanna war mir noch dazu sehr unsympathisch und ich konnte sie als Charakter und manche ihrer Aussagen/Gedanken gar nicht nachvollziehen. Einige ihrer Handlungen fand ich außerdem sehr problematisch, unreflektiert und auch unempathisch und ich hätte mir an einigen Stellen einen kritischeren Umgang gewünscht. Elsa hingegen fand ich (bis auf die letzten Kapitel) sehr glaubwürdig in ihrer Wut; schade, dass das Ende sehr überstürzt und zu sehr Friede-Freude-Eierkuchen wirkte.Umso spannender waren aber die Einblicke in Johannas Arbeit für die UNO, die von den beruflichen Erfahrungen der Autorin selbst profitieren. Dieser persönliche Bezug trägt sehr zur Authentizität bei und Levensohn schafft es, den Leser:innen dieses eher unbekannte Berufsfeld und den Lebensstil dahinter wirklich nahezubringen. Wahrscheinlich mein liebster Part am Roman!Stilistisch setzt die Autorin stark auf detailreiche Beschreibungen, sowohl die Umgebung, als auch die Handlungen und Gefühlswelten der Figuren werden teilweise bis ins kleinste Detail geschildert. Persönlich bin ich Fan von mehr show und weniger tell, wer aber detaillierte Beobachtungen und langsam erzählten Plot mag, kommt hier definitiv auf seine Kosten!Trotz anfänglicher Schwierigkeiten ein Buch, das ich letztlich doch sehr gerne gelesen habe. ¿