Ein gefühlvoller, sprachlich schöner Roman, der berührt und nachklingt ¿ über das, was zwischen Müttern und Töchtern oft ungesagt bleibt.
"Der Morgen nach dem Regen" ist ein stiller und sehr emotionaler Roman, der mich von Anfang an nachdenklich gemacht hat. Im Mittelpunkt stehen Johanna und ihre Tochter Elsa, die sich über die Jahre entfremdet haben. Als Johanna das Haus ihrer Tante Toni am Rhein erbt, treffen die beiden nach langer Zeit wieder aufeinander und plötzlich kommt vieles ans Licht, das lange ungesagt blieb.Ich fand total toll, wie feinfühlig Melanie Levensohn die Beziehung zwischen Mutter und Tochter beschreibt. Es sind oft die kleinen Gesten, unausgesprochenen Worte und Erinnerungen, die hier mehr sagen als jede große Szene. Man spürt, wie viel Verletzung, Liebe und Sehnsucht zwischen den Zeilen liegen.Auch sprachlich ist das Buch wunderschön - ruhig, klar und manchmal fast poetisch. Für mich war es kein Roman, den ich einfach so weggelesen habe, sondern einer, der Zeit brauchte. An manchen Stellen fand ich das Tempo etwas langsam, aber genau das passt zu der nachdenklichen, melancholischen Stimmung.Der Morgen nach dem Regen ist für mich ein Buch über Versöhnung, über das Älterwerden und darüber, wie schwer und gleichzeitig befreiend es sein kann, ehrlich zu sich selbst und zu anderen zu sein. Eine ruhige, gefühlvolle Geschichte, die mich noch lange beschäftigt hat.