Das gut gelungene und zum Inhalt passende Buchcover hat mich neugierig gemacht, ebenso die Kurzbeschreibung. Doch leider hat mich dieser Krimi nicht wirklich abgeholt und überzeugt.Ja, ein Geflecht gibt es: die alten Verbindungen des Pfarrers zum mittlerweile korrupten Zollbeamten und zu seinen kirchlichen Vorgesetzen. Ja, es wird nach einem etwas zähen Einstieg, der den ersten Tag mit dem Auffinden der Wasserleiche vom neu in Bremerhaven angekommenen Kriminalhauptkommissars beschreibt, schon am Thema des Missbrauchs in der Kirche gekratzt, aber meiner Meinung nach nur gekratzt. Der Autor Herr Broemmel hätte noch tiefer in die Materie einsteigen können, das Geflecht noch enger knüpfen können um noch deutlicher aufzuzeigen, wie weit die Fäden reichen - wenngleich das jedem durch Presse, Nachrichten und Berichten klar sein dürfte. Und damit meine ich nicht, haarklein die Missbrauchssituation zu beschreiben, nein so etwas braucht es nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Leser tiefer in der kirchlichen Hierarchie mitgenommen werden und das auch mit einfließt.Der Spannungsbogen bleibt leider flach, es gibt keine großartigen Wendungen, die ich mir in einem Kriminalroman eigentlich wünsche. So war einiges doch vorhersehbar. Der Schreibstil ist klar und ruhig, mir aber fast zu sachte für einen Krimi. Positiv finde ich die Beschreibung der Arbeit der Seemanns- bzw. Hafenmission und auch der Hauptkommissar Oliver Schweers kommt durch die Beschreibung des Autors sympathisch bei mir an ebenso wie die Beschreibung von schönen Ecken in der Stadt Bremerhaven, um die man als stadtfremder gar nicht weiß.Alles in allem vergebe ich 3 Sterne für diesen Krimi, der leider keiner war, der mich so gepackt hat, dass ich ihn enthusiastisch weiter empfehlen würde.