Unter derselben Sonne ist eine literarische Liebeserklärung an zwei Länder, die unterschiedlicher nicht sein könnten und für Nadege Kusanika Heimat bedeuten.
In ihrem Debutroman, in den autobiographische Erlebnisse mit einfließen, erzählt sie die Geschichte einer im Kongo geborenen Protagonistin, die als Teenager nach Deutschland geht, um ihren Vater kennenzulernen. Dass das ein kultureller Spagat ist, kann sich wohl jeder vorstellen. Was genau es bedeutet, wurde mir aber erst beim Lesen so richtig bewusst.
Ihre Art zu schreiben ist der Wahnsinn. Sie erzählt so offen und liebevoll, dass ich mehr das Gefühl hatte, sie sitzt neben mir auf der Couch und erzählt mir eine Anekdote aus ihrem Leben. Die Liebe zu ihrer ersten Heimat ist mit jedem Satz spürbar. Sie kehrt vor allem die positiven Seiten des Kongo hervor und stellt klar, dass er mehr ist als nur Krieg und Armut.
Wie sich zeigte, muss man das nämlich offenbar immer noch hervorheben. Und nicht nur das: Wusstet ihr, dass Afrika kein Land ist, sondern aus vielen verschiedenen Ländern besteht? Und dass es deshalb logischerweise auch nicht nur eine Sprache gibt, sondern mehrere?
Wenn eure Antwort darauf in etwa Ja klar! Was fragst du so blöd? lautet, dann wird es euch beim Lesen ähnlich gehen wie mir. Was unsere Protagonistin in ihrer Anfangszeit in Deutschland erlebt, war für mich eine Mischung aus Fremdschämen und ungläubigem Augenbrauenhochziehen, Stirnrunzeln, Kopfschütteln und Kopfgegendiewandhämmern. Und zwar genau in der Reihenfolge. Das Letzte allerdings doch nur in Gedanken.
Und trotzdem erhebt Nadege Kusanika nie den moralischen Zeigefinger, sondern bleibt beim respektvollen Schildern.
Das fand ich sehr beeindruckend!
Ihre einzigartige, warmherzige Sprache brachte mich durch ihre Bildhaftigkeit oft zum Schmunzeln. Wenn sie beispielsweise erzählt, dass kein Strom da war, weil er beschlossen hatte, für unbestimmte Zeit ein bisschen Urlaub zu machen oder mal wieder anderswo unterwegs (war). (S. 112+ S.129) Einfach herrlich!!
Ein durchweg positives, Mut machendes und einfach schönes Buch, das man nicht einfach so weglesen kann, weil es ganz ungewollt zum Nachdenken bringt.