Mann, dass da nicht schon früher eine drauf gekommen ist?!Wenn alle Stereotypen des Genres versagen, weil durchgekaut und ausgelutscht bis zum Erbrechen ... wenn zündende neue Ideen Mangelware sind ... dann kombiniere doch einfach alle Heldenkategorien MIT-einander und schaffe das ultimative Superwerk des Liebes- und Erotikromans, muss sich diese Autorin gesagt haben - nein, welch ein Geniestreich!Leider ist dieses Crossover-Rezept allein nicht abendfüllend. Heraus kommt beim Kochversuch dieses Süppchens - mit einem vollkommen unglaubwürdigen Über-Avatar - eine Pathetik der Sonderklasse und ein misslungener Plot samt Spannungsbogen, der ausserhalb jeder Konkurrenz liefe, jedenfalls bei jedem anständigen Verlag.Allein der Einstieg ist seltsam. Nonstop fragte ich mich: gibt es da etwa einen Vorgängerroman? (Gibt es nicht, das soll allen Ernstes Teil 1 sein!). Denn da wird kein Charakter eingeführt. Man wird bloß rein geworfen, mitten in die Handlung, kriegt kein Bild von den Personen und muss sich irgendetwas-irgendwie zusammenreimen. Fakten werden vorausgesetzt, die man nicht versteht - weil man sie nicht verstehen kann, denn die Herleitung fehlt. Erst NACH dem NACHWORT wird der eigentliche Anfang des Romans NACH-geliefert, als Bonus ... hä?Da hat sich offensichtlich wer am Redaktions-Reißtisch überlegt: `Das Ding ist zu lang, das muss kürzer, basta!' Leider konnte die Autorin mit der Korrekturvorgabe des Verlages wohl nicht umgehen. Und so liest sich das dann auch ¿ wie unausgegorenes Stückelwerk. Selbst die restliche Story hat noch mindestens zwei Höhepunkte (mit öden Längen dazwischen), die sich nochmals unterteilen liesse. Mit dem nachgelieferten Ende macht das ... DREI Handlungsstränge/Spannungsbögen ... Ächz!Da hat eine Autorin schlichtweg keinen Plan vom Plotten gehabt!Wie bezeichnend: im Nachwort dankt sie der Lektorin für den Fusstritt, den sie gebraucht habe, das Ende hinzukriegen. Solch ein Armutszeugnis veröffentlicht man doch nicht auch noch! (A propos: das Ende ist der Höhepunkt der Unglaubwürdigkeit!)Aber so richtig fix und fertig machte mich dieser Über-Avatar von einem Superhelden. Auch wenn das DIE Idee der Autorin ist ¿ es ist leider die Einzige - und: die zündet nicht nur nicht, die geht schlicht und ergreifend nach hinten los ... (vielleicht ... wenn es als Satire gedacht gewesen wäre .... ? ISSES ABER NICHT - stöhn!)Da kriegt die Leserin einen Kerl präsentiert, von dem sie nie zu (alp)träumen gewagt hätte. Der ist einfach alles zugleich, in Personalunion, also ...- Sohn des Paten des Sex-and-crime-Milieus UND Undercoveragent- Undergroundfighter UND Adonis//Muscleman UND Rockstar/feinfühliger Sänger- dominanter Sexgott (der nie lacht) UND Frauenversteher UND Herzensheiler der Protagonistin- pseudo-traumatisierter Passionsstar (who, the f*** is Jesus?) UND absoluter Gutmensch-ohne-Fehl-und-Tadel- allzeit bedrohlich wirkender Bad-Boy UND Schweigermuttertraum UND Mamasohn und .... und ...... und ... mir wird schon ganz schwindelig! Denn diese Quadratur sämtlicher Kreise gibt es nicht nur in eine Figur gepresst, nein, auch der Plot muss dieser Megasause gerecht werden ... und fällt dabei auf die Schnauze, aber mit Karacho!Das Anliegen der Autorin bleibt rätselhaft ¿ wollte sie das Milieu des Mädchenhandels anprangern? Falls ja, eine Recherche hätte helfen können, beim Unverstand zur Sache, denn wilde Phantasie und reißerische Grausamkeiten genügen einfach nicht.Der Rest ist Liebe-im-Schwulstmodus und Erotik-in-Klischee-Schablonen, die mich nervös gemacht haben - vor Peinlichkeiten; erst recht in der Gegenüberstellung zum Thema grausamster sexueller Mißbrauch an Entführungsopfern, über Jahre hinweg!Feingefühl also, für ihre Figuren und ihr Thema, sind kaum vorhanden. Diese Autorin schert sich weder um Logik noch Sinn, psychologische Schlüssigkeit oder schriftstellerische Fähigkeiten. Muss sie ja auch nicht, hat Frau doch schließlich die Heldentat vollbracht einen nie gewesenen genre-übergreifenden Super-Hybriden zu schaffen. Da glaubt sie wohl, sie habe sich den Freibrief verdient zu schwafeln, wie ein Girlie im Sex-Delirium. Mir wird ganz anders, wenn ich sehe, dass sie längst Serien produziert! Wie konsumiert Frau so etwas, mittels Abgabe des Gehirns an der Garderobe?Fazit:Superlativen sind kein Qualitätsgarant. Der Bestsellerstatus rührt - so üblich wie traurig - vom Hype und Lobgehudele her, das in diesem Genre grassiert. Zu rechtfertigen ist der nicht.Mein Vorschlag zur Nutzung dieses unstrukturierten pathetischen Schwulstes: er sollte ins Schriftsteller-Lehrbuch aufgenommen werden - Kapitel: "Wie man eine Story verpeilen und den Spannungsbogen überziehen kann. Lehr- und Übungsstück für das erste Semester: wie sollte man einen Plot (nicht) anlegen?"