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Produktbild: Dr. No | Percival Everett
Produktbild: Dr. No | Percival Everett

Dr. No

Roman

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Nach dem Welterfolg von »James« der neue Roman von Pulitzer-Preisträger Percival Everett - ein satirischer Seitenhieb auf die USA und ihre seltsamen Milliardäre

Ein brillantes Kabinettstück mit Schurken à la James Bond: Dr. No ist ein renommierter Professor für Mathematik an der Brown University, Experte für das Nichts. Das macht ihn zum perfekten Berater für den Schwarzen Milliardär John Sill. Dieser will einen in Fort Knox bewahrten Schuhkarton knacken, in dem sich angeblich »nichts« befindet. Denn wer das Nichts kontrolliert, soll die Weltherrschaft an sich reißen können - und Sill sinnt wegen der jahrhundertelangen Ungerechtigkeit der Weißen auf Rache. Percival Everett hat einen hinreißenden Spionageroman und einen satirischen Seitenhieb auf Ethnie und Macht in den USA geschrieben.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
19. August 2025
Sprache
deutsch
Seitenanzahl
320
Dateigröße
1,71 MB
Autor/Autorin
Percival Everett
Übersetzung
Nikolaus Stingl
Verlag/Hersteller
Originaltitel
Originalsprache
englisch
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783446285187

Portrait

Percival Everett

Percival Everett, geboren 1956 in Fort Gordon/Georgia, ist Schriftsteller und Professor für Englisch an der University of Southern California. Er hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Lyrikbände veröffentlicht. Bei Hanser erschienen zuletzt die Romane »Erschütterung« (2022), »Die Bäume« (2023) sowie »James« (2024), für den er den National Book Award und den Pulitzer-Preis erhalten hat.

Pressestimmen

» Dr. No ist grotesk-absurde Satire, philosophischer Exkurs, Sozialkritik, Parodie und sprachliches Virtuosenstück voller Wortspielereien. Niemand schreibt besser und unterhaltsamer über nichts. « Dagmar Kaindl, Buchkultur, 22. 08. 25

»Wie in den USA der Gegenwart geht es in diesem Roman um alles oder nichts. Ein veritables Lesevergnügen. « Thomas Hummitzsch, Rolling Stones, 08/2025

»Eine herrlich abgründige Spionage-Satire. Dr. No ist ein gewagtes Experiment. Nur einem Könner wie Percival Everett ist es vergönnt, auf derart unterhaltsame Weise davon zu erzählen. « Sandra Kegel, FAZ, 16. 08. 25

Kunstvoll, liebevoll, unterhaltsam: Ein Roman, der in seinen verspielten Einfällen und eleganten Brückenschlägen viel Spaß macht und davon erzählt, was die Welt und ihre gesellschaftlichen Vereinbarungen derzeit massiv ins Wanken bringt: moralischer Nihilismus, Chuzpe, Männer mit zu viel Geld. Christoph Schröder, Deutschlandfunk, Büchermarkt, 17. 08. 25

Besprechung vom 16.08.2025

Dies Nichts ist mehr als etwas
Der neue Roman des Amerikaners Percival Everett ist eine herrlich abgründige Spionage-Satire: "Dr. No"

Als ein Mathematiker gefragt wird, ob er lieber kalten Kaffee trinken oder Gott treffen möchte, entscheidet er sich für den Kaffee. Ihm wurde gesagt, dass nichts besser sei, als Gott zu begegnen, aber kalter Kaffee sei besser als nichts. Paradoxe Kalauer dieser Art finden sich zuhauf im neuen Roman von Percival Everett. "Dr. No" ist, wie schon der Titel verrät, eine schwindelerregende Persiflage auf die frühen Bond-Filme und das Spionage-Genre überhaupt. Zugleich versammelt Everett hier all die Themen, die den Schriftsteller seit jeher umtreiben: die Academia, Blackness, Identität, Rassismus, Amerika.

"Dr. No" treibt diese ernsten Sujets in unnachahmlich alberne, schwindelerregende Höhen. Der Roman wechselt pausenlos zwischen der hohen Mathematik und den Niederungen der Genreliteratur hin und her. Das bereitet großes Vergnügen, und bald ist man versucht, das vergilbte Mathebuch herauszukramen und alte Bond-Filme zu streamen. Denn der 1956 bei Augusta in Georgia geborene Autor, dessen Romane wie "Erasure" (2001, Vorlage für den Film "Amerikanische Fiktion", 2023), "Die Bäume" (2021) oder die "Huckleberry Finn"-Überschreibung "James" (2024) auch hierzulande erschienen und in letzteren beiden Fällen höchst erfolgreich sind, nimmt seine Leser in dieser turbulenten Forschungs- und Ganovenerzählung schmunzelnd an der Hand, um sie dann Knall auf Fall ins Nichts fallen zu lassen.

Denn darum geht es hier: ums Nichts. Es scheint fast so, als habe sich Everett diese fast aussichtslose Aufgabe in der Absicht gestellt, das Schwierigste überhaupt zu wagen: ein ganzes Buch über nichts zu schreiben. Die Krux dabei ist ja die: Sobald etwas nichts ist, ist es etwas, was wiederum nicht mehr nichts ist, was den Autor poetologisch nur umso mehr umtreibt.

Zunächst lernen wir Wala Kitu kennen, einen Mathematikprofessor von der Brown University, der autistische Züge aufweist und dessen Vor- und Nachname auf Tagalog und Swahili - natürlich - "Nichts" bedeuten. Dies wird als Witz seiner Eltern erzählt, für die als Mathematiker klar war: Zwei Negative ergeben ein Positiv. In Wahrheit heißt Kitu Ralph Townsend, besitzt kein Handy, dafür eine einbeinige Bulldogge namens Trigo, der er allerhand mathematisch-philosophische Probleme vor die Füße wirft. Denn schon lange befasst er sich nicht mehr mit Arithmetik, Matrices, Hausdorff-Räumen oder endlichen Gittern, sondern mit dem Nichts. Existiert es überhaupt? Was ist sein Gegenteil? Ist das Nichts gleichbedeutend mit Leere oder der Ziffer Null? Wäre ein Hund ohne Beine dann weniger oder gar kein Hund mehr? Und was wäre er dann?

Kitu findet nichts wichtiger als das Nichts, das für ihn alles ist, "was nicht nichts ist". Doch zu seinem Leidwesen macht schon die Thematisierung seines Interesses seine Forschung zunichte. Weil er das Paradoxon nicht auflösen kann, dass die Erforschung des Nichts einen Beobachter erfordert, dessen Vorhandensein das Nichts negiert. Da geht es ihm nicht besser als Goldbach und dessen ungelöstem Zahlenproblem. Parmenides bis Heisenberg haben sich daran die Zähne ausgebissen, und Shakespeare lässt Hamlet sagen: "Dies Nichts ist mehr als etwas." Kitu rettet sich in die Vorstellung, dass uns der Ururknall noch bevorsteht: "Denn das, woraus das Universum entstand, holt gegenüber dem, was es werden wird, ständig auf." Nichts zu erleben, hieße daher, alles zu verstehen.

Aber da sich der Roman, in der glänzenden Übersetzung von Nikolaus Stingl, noch im Stadium des Nichts-Verstehens befindet, fallen immerzu kontrafaktische Sätze wie "Ich habe gerade ein Stipendium erhalten, von dem ich hoffe, dass es zu nichts führt" oder "Sie kennen sich mit nichts aus, wir brauchen dringend Ihre Hilfe". Denn der Einzelgänger Wala Kitu bleibt nicht lange mit Trigo allein.

Ein Gauner, der zugleich ein Milliardär ist, macht ihn zu seinem Handlanger. Wie aus dem Nichts taucht dieser John Milton Bradley Sill in einem Café in Providence auf und schiebt dem verdutzten Professor einen Scheck über drei Millionen Dollar zu. Sill (Nomen ist hier nicht Omen), ein Möchtegern-Bösewicht, aber nicht dumm, dafür gefährlich, ist traumatisiert durch den Tod seiner Eltern, die von einem weißen Polizisten erschossen wurden, was in Zusammenhang steht mit der Ermordung Martin Luther Kings.

Sill sinnt auf Rache und braucht dafür Professor Kitu. Denn er will Amerika zunichtemachen. Dieses Land habe den Schwarzen alles genommen, erklärt er Kitu, weshalb es an der Zeit sei, es ihm heimzuzahlen. Dafür will Sill die Kraft des Nichts entfesseln. Er besitzt bereits eine gefährliche Waffe, die von nichts angetrieben wird. Als Nächstes will er Fort Knox ausrauben, da er auch dort eine ähnlich gefährliche Menge an Nichts vermutet.

Der mathematische Jargon des Romans über Quantenfluktuationen, Unschärferelation sowie Pi und Pie wird immer wieder durchbrochen durch Dada-Dialoge über Inselhöhlen und Haifischbecken, während die Verfolgungsjagden in Hubschraubern und U-Booten und die Settings in Miami, Kentucky und Korsika es in der Tat mit jedem Bond-Film aufnehmen könnten. Auch Kitus Kollegin Eigen Vector verschlägt es bald ins Reich des Bösen. Ihr Name ist eine Verballhornung der linearen Algebra. Denn was ist das, ein Eigenvektrum? Zum Beispiel ein Boot, das im Fluss genau in oder entgegen der Strömungsrichtung losgelassen wird. Weil es sich dann immer nur vorwärts oder rückwärts, nie aber seitlich bewegt.

Die Everett-Matrix bewegt sich dafür in sehr vielen Bewegungen in alle möglichen (Denk-)Richtungen und ist bei aller Verspieltheit komplex. Percival Everett hat selbst bei Gelegenheit davon gesprochen, dass er immer schon einmal einen "abstrakten Roman" schreiben wollte, ein Buch also, das aus nichts als Sprache besteht, so wie ein abstraktes Gemälde nichts als Farbe sei. Aber anders als Farbe existiert Sprache nie für sich allein. Worte rufen vielmehr immer Vorstellungen von Menschen, Objekten oder Gefühlen hervor. Dass sein Projekt deshalb zum Scheitern verurteilt ist, weiß Everett. Aber er macht es produktiv, indem er auf der Ebene des Scheiterns operiert, ähnlich wie Lothar Collatz, dessen mathematisches Problem zwar auch einfach zu formulieren, aber in Wahrheit notorisch schwierig ist.

Irgendwann erkennt Kitu, dass Sills gut bezahlter Auftrag in Wahrheit zur totalen Zerstörung führen könnte. Und dass die Rachephantasie eines traumatisierten Afroamerikaners längst den perversen Träumen eines Selfmade-Milliardärs gewichen ist, der sich die Welt untertan machen will. Also muss Wala Kitu selbst zur Tat schreiten, um die Welt vor nichts zu retten.

Als das Buch 2022 im Original herauskam, wurde Everett von amerikanischen Kritikern die stereotype Darstellung des Mathematikers als weltfremder und hoffnungslos naiver Zeitgenosse vorgehalten. Doch damit lasen sie diesen Roman falsch. Er besticht nicht nur durch seine Mischung aus Chaos, Satire und Frivolität. Gerade das Absurde und Überzeichnete bis hinein in die Klischees macht die verhandelten sozialen und philosophischen Theoreme anschaulich. "Dr. No" ist ein gewagtes Experiment. Nur einem Könner wie Percival Everett ist es vergönnt, auf derart unterhaltsame Weise davon zu erzählen. SANDRA KEGEL

Percival Everett:

"Dr. No". Roman.

Aus dem Englischen

von Nikolaus Stingl.

Hanser Verlag,

München 2025.

320 S., geb.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.

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LovelyBooks-BewertungVon Lustaufbuch am 18.08.2025
»Würden wir uns an alles erinnern, hätten wir keine Sprache für das Erinnern und Vergessen.« "Würden wir uns an alles erinnern, hätten wir keine Sprache für das Erinnern und Vergessen."Professor Wala Kitus Forschungsgebiet ist das Nichts. Klingt absurd, aber genau das ist gewissermaßen auch das Buch. Als der Milliardär John Sill auf ihn aufmerksam wird, bietet er ihm drei Millionen Dollar, damit er ihn unterstützt und über nichts berät. Schließlich möchte Sill ein richtiger Schurke sein und sein Plan ist kein anderes als das Fort Knox ausrauben, denn er ist davon überzeugt, dass sich dort nichts befindet. Und wer das nichts besitzt, von dem kann die Weltherrschaft nicht mehr weit entfernt sein. So beginnt eine atemberaubende, urkomische und gesellschaftskritische Verfolgungsjagd par excellence. Mehr will ich gar nicht verraten, weil ich sonst bereits zu viel vorwegnehmen würde.Nicht nur nebenbei, sondern sehr ausdrücklich, kritisiert Percival Everetts neuer Roman u.a. Geldgier und Machtausnutzung von Milliardären sowie strukturellen Rassismus und auch gewissermaßen die gesamte amerikanische Gesellschaft als Persiflage. Auch wenn die Story zu Beginn manchmal etwas ausschweifend gerät und mich aufgrund der Absurdität teils ratlos zurückließ, konnte mich der Roman vollends überzeugen, was insbesondere an Everetts faszinierender Sprache - wie brilliant ist diese wieder?! - lag, die mich komplett in die Geschichte eintauchen ließ und mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistere. Auch die Kuriosität der Handlung sowie teils humoristische Schilderungen machten diesen Roman des Autors zu einer ganz besonderen Lektüre mit Sogwirkung, den man sich, sofern man sich auf eine verrückte Handlung einlassen kann und will, nicht entgehen lassen sollte. Obwohl ich bisher erst zwei Bücher von ihm gelesen habe zählt er meiner Meinung nach, zu den bedeutendsten und besten und originellsten Schriftstellern unserer Zeit.
LovelyBooks-BewertungVon Fornika am 17.08.2025
Walas zurückgezogenes Professorenleben wird ganz schön aufgerüttelt, als ihm Superschurke Sill ein äußerst großzügiges Honorar für seine Expertise anbietet. Wala ist nämlich die Koryphäe, wenn es um das Nichts geht, in all seinen Facetten, seit Jahren befasst er sich mit nichts. Und diesem Nichts wohnt große Macht inne, mit der Sill alles erreichen könnte. Wie die Weltherrschaft zum Beispiel. "Ich muss dir sagen, dass ich dieses ganze Gerede von nichts verwirrend finde"Ich muss zugeben, zwischendrin wollte ich da der Protagonistin Eigen aus tiefstem Herzen einfach nur zustimmen. Everett spielt mit dem Begriff, gibt ihm eine neue Definition (oder eine, die er schon immer hatte?), wirft mit alltäglichen Floskeln um sich und verkehrt deren Bedeutung. Man muss diesem Gedankengang konzentriert folgen können, sonst verheddert man sich endlos. Aber dann... dann wird man belohnt. Dr. No ist eine außergewöhnliche Geschichte, die zwar wirklich die klassischen Elemente eines Spionageromans hat, diesen aber ganz neu interpretiert. Neben der erwarteten Spannung wird es sehr absurd, philosophisch, gesellschaftskritisch und natürlich bleibt der ein oder andere Ausflug in die höhere Mathematik nicht aus. Witzig ist das Ganze noch obendrein. Das klingt nach einem wilden unverständlichen Sammelsurium, doch der Autor vereint all diese Elemente gefühlt mühelos. Mit Wala hat er zudem einen seltsamen, aber auch liebenswerten Protagonisten erschaffen, dem man sehr gerne über die Seiten folgt. Er ist einerseits hochspezialisiert, andererseits aber auch etwas naiv und weltfremd. Seine engste Beziehung pflegt er beispielsweise zu Hund Trigo. Ich mochte ihn trotzdem sofort.Dr. No ist kein einfacher Roman zum Weglesen, aber wer sich auf ihn einlässt, der wird ein paar wunderbare Lesestunden mit ihm verbringen. Klare Empfehlung!
Percival Everett: Dr. No bei hugendubel.de