Eine kleine Literatur- und Kulturgeschichte der besonderen Art. Es geht um sieben schreibende Frauen in den Jahren 1926-33, die Mascha Kaléko die "leuchtenden" nannte, "vor der großen Verdunklung". Regine Ahrem erzählt nach dem Vorbild von Florian Illies in kurzen episodischen Abschnitten von Vicki Baum, Marieluise Fleißer, Mascha Kaléko, Irmgard Keun, Erika Mann, Ruth Landshoff und Gabriele Tergit. Die Drehtür schwingt immer weiter, von Misserfolg, Scheitern, Abhängigkeit und Neuanfang bis zum Erfolg und Absturz - wie in Vicky Baums kaleidoskopischem Roman "Menschen im Hotel". Vicki Baum war die erfolgreichste der sieben Schriftstellerinnen. Sie hat wohl als Erste erkannt, dass die Zeiten gefährlich wurden. Schon 1932 wanderte sie mit ihrer Familie in die USA aus. Noch kein Problem zu dem Zeitpunkt. Andere sahen die Gefahr nicht, verspotteten Hitler, bis es zu spät war.Nach der Lektüre biographischer Bücher über Erika Mann und Gabriele Tergit waren mir viele Dinge aus deren Leben bekannt. Aber auch die anderen Frauen bieten genügend Stoff für neue Einblicke und spannendes, manchmal amüsantes, oft berührendes Erzählen. Letzteres besonders im Fall von Marieluise Fleißer: vom ersten Liebhaber in Ingolstadt beinahe erstochen, von Brecht als Geliebte abgelegt, vom nächsten Partner klein gemacht und ausgenutzt, in Berlin gefeiert und verrissen, in der alten Heimat verachtet und verklagt.Einen ganz anderen Hintergrund hat die mondäne Ruth Landshoff, "berühmt fürs Berühmtsein", "ein It-Girl der ersten Stunde", wie Ahrem schreibt. Landshoff ist in der Literaturszene zu Hause. Auch für sie sind es leuchtende Jahre, in denen die Bohemienne ihr Schreibtalent entdeckt und zur Romanautorin wird. Heute fast vergessen. Wenige ihrer Bücher wurden vor Kurzem im Avivaverlag wieder aufgelegt. Ahrems Buch macht Lust auf die Lektüre.Regine Ahrem erzählt wenig von den Werken der sieben "Neuen Frauen", mit der Emanzipation im (Bubi-)Kopf, aber viel von ihrem Werdegang und der faszinierenden Szene, in der sie verkehrten. Von einer Zeit, als die Frauen sichtbar wurden. Zu Beginn für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr an der Oberfläche. Aber bald taucht man ein in die dramatischen Jahre, kurz bevor der Vorhang für die Theaterstücke der Fleißer fiel, die Bücher von Vicky Baum und Irmgard Keun nicht mehr gedruckt wurden und die Existenz bedroht war.Eine lohnende Lektüre.