Studentin Margo bekommt von ihrem Prof. ein Kind und braucht dringend Geld - freche, märchenhafte Geschichte einer besonderen Emanzipation
"Das wird die größte Liebe sein, die Sie jemals erleben werden. Und sie wird tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. Manchmal werden Sie denken, dass Ihr gesamtes Leben in Trümmern liegt, aber sie werden es trotzdem nicht anders haben wollen."Margo ist 19 und steckt in der Klemme. Sie ist schwanger von ihrem Literaturprofessor Mark. Dieser ist verheiratet und geht wie selbstverständlich davon aus, dass Margo das Kind abtreibt. Gegen alle Widerstände entscheidet Margo sich jedoch dafür, ihr Baby zu bekommen. Nach der Geburt ihres Sohnes Bodhi läuft es zunächst schlecht für Margo. Sie verliert ihren Job und zwei ihrer Mitbewohnerinnen, die sich vom lauten Babyschrei gestört fühlen. Ein neuer Mitbewohner ist zwar schnell gefunden, Margos lang abwesender Vater Jinx, ein ehemaliger Profiwrestler mit Drogenproblemen, zieht mit in die Wohnung ein. Dennoch braucht Margo dringend Geld.Als Margo auf die Internet-Plattform Only-Fans stößt, einer Welt, in der Frauen im Netz mit sich und ihrem Körper experimentieren und Nutzer gegen Geld daran teilhaben lassen, wittert sie ihre Chance. Tatsächlich geht ihr Plan auf. Sie verdient mit ihren Beiträgen rasch genügend Geld. Doch kaum sind Margos finanzielle Probleme gelöst, gibt es neue Schwierigkeiten. Plötzlich scheint sich Mark doch für seinen Sohn zu interessieren und schaltet einen Rechtsanwalt ein. Margos neuer Job passt ihm dabei überhaupt nicht.....Die Geschichte wird aus Margos Sicht sowohl in der ersten, als auch in der dritten Person erzählt, was Margo so erklärt: "Tatsächlich hilft es mir in der dritten Person zu schreiben. Es ist weitaus einfacher, Mitgefühl für die Margo von damals zu haben, als zu versuchen, mein damaliges Handeln und die Gründe dafür zu erklären." Der Schreibstil liest sich insgesamt erfrischend leicht, direkt, witzig und flüssig. Margo wuchs bei einer alleinerziehenden Mutter auf, die ihre Tochter in vielerlei Hinsicht zu wenig unterstützte und bestärkte. Zu ihrem Vater Jinx, der bei seiner anderen Familie lebt, hat Margo kaum Kontakt. Margo ist jung und ziemlich naiv. Doch viel Zeit zum Erwachsenwerden bleibt ihr nicht. Plötzlich ist sie Mutter und komplett auf sich alleine gestellt und dabei nicht mehr nur für sich, sondern auch für ihren Sohn verantwortlich. Daran muss sie sich natürlich erst gewöhnen.Wie Margo versucht, ihr herausforderndes neues Leben in den Griff zu bekommen und dabei zur echten Kämpferin mutiert, ist beeindruckend. Die Entwicklung ihres Charakters hat mir gefallen. Während Margos Mutter sich immer mehr von Margo abwendet und sich ziemlich unerträglich verhält, erweisen sich aber andere Personen als überraschend hilfsbereit und hilfreich....Zugegeben war der Anfang des Buches recht irritierend für mich. Margos Chefin spendiert ihr zur Babyparty einen extrem geschmacklosen Kuchen zum Fremdschämen. Auch einige Aspekte von Margos neuem Job empfand ich persönlich als unangenehm, "drüber" und durchaus fragwürdig. Letztlich geht es aber in "Only Margo" nicht um die Art und Weise, wie Margo ihr Geld verdient, sondern darum, dass sie in einer scheinheiligen, von Männern dominierten Welt nicht mehr klein beigibt und sich zu behaupten lernt. Schon mit der Entscheidung für ihr Kind beginnt Margos Emanzipation. Wie natürlich und verantwortungsbewusst sie schließlich mit ihrem Sohn Bodhi umgeht, hat mir imponiert. Freilich ist Margo nicht perfekt, macht selbstverständlich Fehler, doch erledigt sie ihre Aufgaben als Mutter oft ziemlich souverän, sehr gewissenhaft und trotzt dabei so manchen Vorurteilen. Margos Geschichte ist wirklich anrührend, das Ende zwar etwas dick aufgetragen, passt meiner Meinung nach aber genau zum Roman. Für mich ein erfrischendes, unterhaltsames, warmherziges, stellenweise märchenhaftes, aber auch gesellschaftskritisches Buch über Selbstbestimmung, Muttersein, Vorurteile und Tabubrüche.