Wieder stellt die britische Autorin einen Garten in den Mittelpunkt eines Romans. War es in ihrem vorigen Buch ein Stadtgarten, den die Protagonistin wieder aufmöbelte, so ist es diesmal ein Garten voller uralter Apfelbäume, den zwei Schwestern unverhofft am Rande ihres landwirtschaftlichen Betriebs entdecken.Diese beiden Schwestern sind Bette, die ältere, in London lebende erfolgreiche Anwältin, und Nina, die um etliche Jahre jüngere, eine alleinerziehende Mutter, die seit mehreren Jahren wieder auf dem elterlichen Bauernhof lebt. Die beiden Frauen haben wenig gemeinsam, in vielen Jahren nur wenig miteinander gesprochen und wenn, dann meist im Streit.Nun ist der Vater gestorben, die Mutter Sophia lebt schon lange im Ausland, hatte sich in Freundschaft von ihrem Mann getrennt. Bette kehrt eher widerwillig zurück für die Beerdigung. Doch dann kommt die Überraschung: Nicht Nina erbt den Betrieb, die ihn in den letzten Jahren fast allein führte, sondern beide zusammen zu gleichen Teilen. Und es stellt sich heraus, dass der Hof hoch verschuldet ist, es keine weiteren Kredite geben wird. Wenn die Schwestern den Hof nicht verlieren wollen, müssen sie sich etwas überlegen.Da kommt die Entdeckung des alten Apfelgartens grade recht, denn zum einen ließen sich die Äpfel, zu Cider verarbeitet, gut verwerten, zum anderen würde der Verkauf des Gartens die Geldsorgen lösen. Doch zuerst muss der Garten wieder hergerichtet werden.Dabei helfen den beiden Frauen zwei Männer. Da ist einmal Cam, der Nachbar, der stets an Ninas Seite eilt, wenn sie Hilfe braucht. Und da ist Ryan, der Apfelexperte, den sie zurate ziehen nach der Entdeckung des Gartens und der für Bette wie ein Gespenst aus der Vergangenheit ist. Das darf ich hier in der Rezension verraten, denn man kann das schon bei der ersten Erwähnung seines Namens erahnen.Überhaupt tragen beide Schwestern ein rechtes Päckchen Vergangenheit mit sich herum, wobei Ninas Geschichte nur sehr verhalten, nur mit wenigen Bemerkungen angedeutet wird. Während Bette mehr im Vordergrund steht, sowohl was ihre Geschichte wie auch ihre Zukunft angeht. Dazu ist Nina eher die weiche, ja fast ein bisschen zu wehleidige, stets sofort das Schlimmste befürchtende, wenn Bette eher zupackt, energisch Dinge regelt und sich nichts gefallen lässt.Das Ganze ist genauso eine Schmonzette wie es klingt, macht aber bei der Lektüre dennoch viel Freude. Das liegt an dem sehr gefälligen Schreibstil von Sharon Gosling, an ihren immer gut ausgearbeiteten Figuren - darunter Ninas sehr munterer 6-jähriger Sohn Barnaby, genannt Superheld Seepocke - , den lebendigen Dialogen und den zwar oft vorhersehbaren, dennoch gelungenen Plotwists, die für hinreichend Spannung sorgen.Schön auch der kurze Auftritt einer Figur aus einem vorigen Roman und die dadurch nicht zum ersten Mal hergestellte Verknüpfung zwischen den verschiedenen Geschichten Sharon Goslings.So habe ich das Buch regelrecht weggesuchtet und hoffe dementsprechend schon auf einen baldigen weiteren Roman aus Goslings Feder.Sharon Gosling - Der alte ApfelgartenOriginaltitel: The Secret Orchardaus dem Englischen von Sibylle SchmidtDuMont, Juni 2025 Taschenbuch, 427 Seiten, 13,00 €