Der Apfel ist Wissen, der Apfel ist Lust, der Apfel ist Neugier, der Apfel ist eigener Wille, der Apfel ist Unabhängigkeit, der Apfel ist Reflexion, der Apfel ist Verantwortung, der Apfel ist auch Schuld. Der Apfel ist jedenfalls verboten. Warum eigentlich? Wer möchte, dass dieser Apfel nicht gegessen wird? S.9Eva hat vom Baum der Erkenntnis genascht. Sie hats getan! Hat sich von der falschen Schlange einlullen lassen und den Apfel gekostet, das dumme Ding. Nun ist es vorbei mit Adams Bequemlichkeit und sterblich ist er auch noch. Gott ist sauer und schmeißt beide raus, aus seinem Garten Eden.Eva landet 2023, am Wiener Hauptbahnhof. Kälte und Neugier treibt sie in die Stadtbibliothek, dort trifft sie - was für ein Zufall - Magdalena, Jesu damalige Geliebte. Eva kommt bei Magdalena unter, bekommt ein Bett, in ihrer kleinen Wohnung.Seit Eva weiß, dass sie von Adam schwanger ist, fühlt sie sich von Gott gestalkt. Von da oben raunt er ihr ins Ohr, dass sie zur Vernunft kommen soll. Er habe es nur gut mit ihr gemeint. Ihr alles zukommen lassen, was sie für ihre weibliche Entwicklung gebraucht habe. Und der Adam sei ein guter Mann. Adam erfährt natürlich, dass Eva schwanger ist. Er akzeptiert ihre Scheidungswünsche nicht, bezichtigt, beschimpft und bedroht sie am Telefon, bis sie nicht mehr rangeht. Der Druck, den Adam und Gott auf sie ausüben, brennt ihr die Magenschleimhaut weg. Fazit: Was für eine Geschichte. Zuerst dachte ich, das wird eine Satire. Worum es tatsächlich geht, traf mich daher unvorbereitet. Simone Hirth baut ihre Geschichte rund um Eva und ihre beste Freundin Magdalena auf, die ihr in dieser neuen Welt, Halt und Sicherheit gibt. Gott und Adam stehen stellvertretend für das Patriarchat, das um Machterhalt kämpft und Eva durch Drohungen, mürbe macht. Sie unterstellen ihr Unwahrheiten, die ihre Selbstzweifel vergrößern und ihren Selbstwert torpedieren. Die Geschichte ist ein Paradebeispiel für die Mechanismen einer toxischen Beziehung. Zum Ende, spitzt sich die Geschichte so gekonnt zu, dass ich, ob der Eskalation starke Emotionen hatte. Entsetzen, Wut, Hilflosigkeit. Was für eine gekonnte Inszenierung, die leider, leider, weltweit soviele Frauen betrifft: Gewalt und Femizid! Was für ein wichtiges Buch. Es sollte an Schulen gelesen werden.