Ein Reigen egomanischer Heuchelei im industrialisierten und dennoch ländlichen Amerika der 60er-Jahre
Etwa 100 Seiten vor dem Ende wollte ich diesen Roman, in den ich auf Grund des unsympathischen Ich-Erzählers Daniel und der behäbigen, verlogenen Welt, in der er lebt, nie richtig reingekommen bin, beenden und mit 2 Sternchen "abstrafen". Dann las ich, wie es der Protagonist zu tun pflegt, die letzte Seite, entschied mich weiterzulesen - und entdeckte den (für mich) besten Teil des Buches, in dem Daniel selbst literarisch tätig wird, indem er imaginäre Tagebücher der Leute (oder Hund!) um ihn herum schreibt und darin nun endlich die Reflektion und Empathie zeigt, die man sich seit der ersten Seite von ihm gewünscht hätte. Also gibt es zusammenfassend dann doch 3 Sterne.Schwierig fand ich an dem Roman nicht nur unbedingt, wie andere Rezensenten schon bemängelten, dass wenig bis nichts passiert, sondern die Tendenz aller beschriebenen Personen inkl. vor allem auch des jugendlichen Ich-Erzählers, passiv-aggressiv, trotzig und sich ihr Leid und ihre Welt zurechtlügend in sich und ihren Strukturen zu verharren. Ja, vielleicht ist die Welt und das Leben (streckenweise) so. Aber davon muss zumindest ich nicht auch noch freiwillig lesen!