Da sitzt ein Typ in einem abgelegenen Ferienhaus in den Bergen, säuft, kifft und labert stundenlang ohne Punkt und Komma in seinen eigenen Internetradio-Kanal. Man erfährt schnell, der Kerl ist nicht alleine, sein kleiner Sohn ist bei ihm, und er ist in dieser Abgeschiedenheit, weil er sich vor etwas versteckt. Auf gut 200 Seiten lässt Glavinic seinen Protagonisten monologisieren, der Leser wird quasi zum Zuhörer und lange ist man geneigt, den Erzähler bestenfalls für einen durchgeknallten Spinner zu halten. Doch nach und nach wird ein roter Faden erkennbar. Tom, der Erzähler, fühlt sich verfolgt, in seine Wohnung wurde eingebrochen und die Täter-DNA entpuppt sich als die einer Frau, die mit hunderten bestialischen Verbrechen in Verbindung gebracht wird. Nichts und niemand scheint vor dieser ¿Lisa¿ sicher zu sein. Man kann Glavinic` Ich-Erzähler als einen Paranoiker abtun, der sich in seine Ängste hineinsteigert ¿ und sich dann bequem wieder seinen Alltagsthemen zuzuwenden. Oder man wagt mit Glavinic gemeinsam den wahnsinnigmachenden Blick auf die unendlich große Banalität des Bösen, die in der Welt schlummert. Glavinic gehört zweifelsohne zu den Autoren, die polarisieren, weil sie verstören. Aber genau das macht seine Qualität aus. Ich habe die kurze Lektüre genossen.