Cord ist ein normaler Teenager, oder er sollte es sein. Seine Familie ist in Ungnade dem Grafen gegenüber gefallen, da sein Vater, ein ehemaliger Richter, sich weigerte, ein vorgefertigtes Urteil zu verkünden. Danach wurde er festgenommen und ist seitdem verschwunden, und die Familie hat jeden Tag zu kämpfen.
Nachdem Cord das Taschenmesser, das er von seinem Vater vor dessen Verhaftung, geschenkt bekommen hat, weggenommen wird, verabredet er sich sich mit Elric, dem Dieb und Schulbulli, um es zurück zu bekommen. Doch dann gerät alles aus den Fugen, als plötzlich diese alte Frau auftaucht ...
Weltenreisen oder -wechsel sind selten geworden in der Fantasy. Umso schöner, dass sich Mahr hier dieser uralten Spielart der Fantasy erinnert hat und diesen Band daraufhin schrieb. Spätestens seit "Alice im Wunderland" war diese Art immer wieder ein Thema verschiedenster Autoren. Mal sind es Nebel, mal Steine, mal ein Kleiderschrank, die Tore zu fremden Welten öffnen. In diesem Fall ist es ein alter Keller.
Cord und seine beiden Freunde Arnold und Walter geraten nach Dradora, einer Welt, die so anders ist als die Realtiät, die sie kennen. Und während Arnold diesen exotischen Ort geniesst, sind es Cord und Walter, die mehr mit ihren Schicksalen hadern. Cord aus einem sehr eigenen Grund, Walter eher aus Angst, aus seiner gewohnten Umgebung gerissen worden zu sein.
Dass gerade Walter nicht gerade unrecht hat mit seinen Sorgen wird leider zu schnell klar. Die drei Freunde werden gejagt, getrieben und schließlich gestellt. Und das ausgerechnet vor dem Eisenfürsten, der seine ganz eigenen Pläne schmiedet.
Dabei wird aber auch schnell klar, dass gerade Cord etwas besonderes ist. Er kann einen alten rostigen Dolch bedienen, dass dieser Blitze aussendet, um Angreifer auszuschalten. Cord hat das ganze nicht, oder noch nicht im Griff, wird aber im Verlauf des Romans besser darin - und er erfährt, dass der Dolch eine ganz eigene Waffe ist, geschmiedet für eine ganz besondere Person.
Der Roman gestaltet sich auf eine Art als klassische Fantasy mit einer Queste und den dazugehörenden Charakteren. Allerdings ist die Welt Dradora nicht ganz so klassische Fantasy. Diese Welt wurde früher von Menschen von der Erde besiedelt. Sie verfügt über ihre eigene Magie, außer Frage, und das wird im Verlauf immer klarer. Allerdings waren es die Siedler, die diese Welt formten mit Technik und Raumfahrt. Erst als eine Alienrasse Dradora überfiel und versklavte, sank die Bevölkerung auf einen Stand zurück, der aber nicht ganz dem Mittelalter entspricht. Es gibt Gleiter und Feuerwaffen, Scnhutzschilde und Raumschiffe, aber gleichzeitig Magier und Hexen und Greife und Dradoras sehr eigene erste Bevölkerung, die sich aus zwei Völkern zusammensetzt, was aber mit der Zeit in Vergessenheit geriet.
Das Volk wartet auf den wiedergeboren Admiral, einer Person, die es wirklich gegeben hat und den letzten Widerstand gegen die Aliens anführte. Kehrt er zurück, so heißt es, wird auf Dradora alles wieder, wie es einmal war. Also auch hier ein klassisches Fantasy-Thema.
Mahr gibt sich viel Mühe, seine Leser in diese so fremde Welt, die doch gar nicht so fremd ist, zu entführen. Seine Phantasie allerdings begibt sich einige Male auf finstere Abwege, die an Horror grenzen und sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte. Wer sich auf dieses Buch einlässt, der muss durch die Dunkelheit ans Licht gelangen, so wie Cord es tut.
Die verschlungenen Machtstränge Dradoras, in denen sich so ziemlich jeder Herrscher früher oder später als Despot herausstellt ist eine zweite Sache. Es gibt keine gute Königin, der Fürst wird nicht umsonst der Eisenfürst genannt. Es werden Intrigen gesponnen und uralte Pläne umgesetzt, und Cord und seine Freunde sind mittendrin gefangen. Aus einem totalitärem System auf der Erde ab ins nächste auf Dradora. Hier wäre noch Raum zum Ausbau des ganzen gewesen. Nicht in den verschlungenen Familienstammbäumen, sondern in mehr Plänen und Intrigen und dem Bösewicht mehr Macht verleihen (okay, beide haben schon ziemlich viel Macht, zugegeben. Aber wirklich überwältigend war sie nicht und gründete in beiden Fällen auf Schrecken).
Alles in allem bleibt ein solider Weltenreise-Roman mit kleinen, vernachlassbaren Schwächen, der gut und flüssig zu lesen ist. Die Charaktere sind nachvollziehbar und handeln entsprechend. Die Action (ja, ich komme noch darauf) ist großartig beschrieben, gerade die Flucht aus der Gefängnisstadt und die Schlacht gegen Ende des Romans. Schöne Lektüre, um sich innerlich warm zu halten an kalten Abenden.