Ungewöhnlich lange habe ich am Thriller "Neuntöter" von Ule Hansen gelesen. Normalerweise brauche ich für einen spannenden Roman und spannend ist die Geschichte allemal, keine vier Wochen. Aber bei "Neuntöter" weiß ich auch jetzt noch nicht, was ich davon halten soll.Die Geschichte dreht sich um die Berliner Fallanalystin Emma Carow, die, wie es ihre Berufsbezeichnung erahnen lässt, bei der Polizei arbeitet. Ein überaus grausiger Leichenfund bringt die Beamten in Schwung. Und da muss ich dem Autorenduo ein Kompliment machen: so etwas habe ich noch nicht gelesen. Alle Achtung. Und es werden mehr Leichen gefunden und die Szenerie wird komplexer. Das hat mir gut gefallen.Und jetzt kommt das große Aber: Es dreht sich in diesem Buch nur um Emma. Emma kommt in jedem Kapitel vor und alles was passiert, wird aus ihrer Sicht beschrieben. Das ist jetzt auch nicht außergewöhnlich, aber die Autoren machen etwas anders.Sie beschreiben Emmas Gedankengänge. Und das sehr oft und sehr genau. Ich kenne sie jetzt praktisch aus dem Effeff und das war anstrengend, weil Emma, wie es so in Romanen mit komplexen Figuren üblich ist, eine ganze Wagenladung Probleme vor sich herschiebt. Und die werden, Stück für Stück, in durchaus ansprechender und schön zu lesender Sprache beschrieben, aber irgendwann war es mir einfach zu viel.So habe ich, sobald ich erkannt habe, dass wieder ein Kapitel mit Emmas Gedanken kommt, vorgeblättert und habe wahrscheinlich nichts verpasst.Das soll jetzt nicht bedeuten, dass der Thriller nicht lesenswert sei. Ganz und gar nicht, denn sprachlich gibt es großartige Stellen, die ich mir sogar notiert habe.Inhaltlich hat mich der Roman bis kurz vor dem Ende mitgenommen. Er war spannend, glaubhaft und nachvollziehbar. Das Ende war dann aber, na ja, hanebüchen. Ohne zu spoilern kann ich sagen, dass ich die Entscheidungen von Frau Carow, für zumindest fragwürdig, wenn nicht für total unlogisch halte. Aber das ist eben die künstlerische Freiheit der Autoren.Vier Sterne gibt es, weil ich, wenn ich das Buch in der Hand hatte, sehr gerne gelesen habe. Nur ich habe es manchmal auch gerne weggelegt und das ist schade.