"Die Zentrale" von Veit Etzold ist ein Wirtschaftskrimi, der sich - trotz seiner Einordnung als zweiter Band - auch ohne Vorkenntnisse gut lesen lässt. Ich kannte den ersten Teil nicht, hatte aber keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen.Etzold, selbst Wirtschaftswissenschaftler, beweist in seinem Roman fundiertes Fachwissen. Besonders die Erklärungen rund um komplexe Finanzmechanismen, wie etwa Leerverkäufe oder internationale Finanzströme, sind verständlich und anschaulich in die Handlung eingebettet. Wer sich für wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert, wird hier sicher einige interessante Einblicke mitnehmen.Leider bleibt der Spannungsbogen hinter den Erwartungen zurück. Der Plot wirkt zwar solide konstruiert, aber selten wirklich fesselnd. Für einen Thriller oder Wirtschaftskrimi fehlte mir das gewisse Tempo und die emotionale Wucht, die einen wirklich mitreißt. Auch mit der Protagonistin konnte ich persönlich nicht warm werden - sie blieb für mich blass und wenig greifbar, sodass ich ihre Handlungen oft eher distanziert verfolgt habe.Was mich jedoch am meisten gestört hat, war der übermäßige Einsatz von Zitaten. Ständig tauchen Anspielungen auf Filme, Bücher oder popkulturelle Referenzen auf - offenbar als Versuch, Szenen zusätzliche Tiefe oder Cleverness zu verleihen. Für mich wirkte das eher gekünstelt und aufgesetzt. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.Fazit:<br data-start="1665" data-end="1668">"Die Zentrale" ist ein Wirtschaftskrimi mit interessanten fachlichen Einblicken, aber erzählerischen Schwächen. Etzold kann Wirtschaft - keine Frage -, aber Spannung und Figurenzeichnung bleiben dabei auf der Strecke. Für Genre-Fans, die mehr an wirtschaftlichen Hintergründen als an Hochspannung interessiert sind, dennoch lesenswert.