Wieland Freunds Bücher sind für mich zuverlässig ein Garant für echtes Lesevergnügen.Er greift bekannte Erählmuster auf, ohne ihnen stumpf zu folgen. Stattdessen verwebt er daraus jedes Mal eine eigene, originelle Geschichte. Genau das macht seinen Stil für mich so überzeugend.In diesem Roman begleiten wir Munk - einen Jungen mit dem Haar eines Raben und den Augen eines Uhus. Er wird vom Greifenherrscher aus Amser entführt und aus seinem ruhigen Inselleben herausgerissen Seine Schwester Enna macht sich sofort auf den Weg, begleitet von Menschen, die ihr unterwegs ans Herz wachsen. Während sie nach ihm sucht, wird Munk gezwungen, als Falkner zwischen Leben und Tod zu dienen - zusammen mit anderen, die das uralte Erbe der Vögel in sich tragen.Dieses Setting fühlt sich wie eine wohltuende Abwechslung an, zwischen all den Romantasy-Titeln, die derzeit in der Buch-Bubble präsent sind. Hier steht keine Liebesgeschichte im Mittelpunkt, sondern die tiefe Verbundenheit zweier Geschwister Ich mochte die Kombination aus düsterem Ambiente, existenziellen Fragen und dem Spiel mit der Grenze zwischen Leben und Schatten. Darf man die Seelen der Toten rauben, um selbst zu überleben? Und wie viel Hoffnung braucht es, um sich dem zu widersetzen?Mein Fazit: Ich hab das Buch in einem Rutsch verschlungen und war sehr angetan. An ein paar Stellen hätte ich mir jedoch noch etwas mehr Tiefe gewünscht - besonders zum Vogel-Erbe, das für mich eine der faszinierendsten Ideen der Geschichte ist. Andererseits lässt genau das genug Raum, die eigene Fantasie weiterfliegen zu lassen.Alles in allem ein Buch ganz genau nach meinem Geschmack.