An den unbegrifflichen Stellen literarischer Texte werden Alexander Gottlieb Baumgarten und Friedrich Gottlieb Klopstock auf das ganz eigene, durch nichts anderes zu ersetzende Vermögen sinnlicher Zeichen und Bilder bei der menschlichen Selbst- und Welterschließung aufmerksam. Zwischen 1730 und 1770 entsteht dabei eine Position in der Wissensordnung, an der das Denken, Können, Handeln, Sollen und Wollen der Literatur epistemisch begründet wird. Indem sowohl Philosoph als auch Dichter die kognitive wie mediale Komplexität des so genannten Gedichts (poema) ausloten, rücken sie die Literatur von den unscharfen Rändern der Wissensordnung in deren zentrales Sichtfeld. Baumgarten hält das Gedicht für die Protoform der sinnlichen Erkenntnis, deren Systematik er medientheoretisch, metaphysisch und ethisch ausarbeitet. Für Klopstock wird das Gedicht zum exklusiven Medium immanenter Transzendenz. Dass Gott und Liebe - die beiden sinnstiftenden Systeme der Moderne - nur noch im Gedicht erfahren werden können, zeigen die exemplarischen Lektüren des religiösen Versepos Der Messias und der anakreontischen Ode Das Rosenband. Am Schluss der Studie steht ein Ausblick auf die Symboltheorien des 18. und 19. Jahrhunderts, die das Erbe der epistemischen Konfiguration , Poema/Gedicht' antreten.
Inhaltsverzeichnis
1;Inhalt;6 2;I Die epistemische Konfiguration Poema / Gedicht;8 3;II Alexander Gottlieb Baumgartens ästhetische Theorie;19 3.1;1 Die Struktur des Gedichts;19 3.1.1;1.1 Die Ambiguität der Ästhetik;19 3.1.2;1.2 Psychologische Versuchsanordnung;26 3.1.3;1.3 Rhetorische Übersetzung;34 3.1.4;1.4 Semiotische Übersetzung;41 3.1.5;1.5 Poetologische Übersetzung;48 3.1.5.1;1.5.1 Räumlichkeit;50 3.1.5.2;1.5.2 Unanschaulichkeit;59 3.1.5.3;1.5.3 Zeitlichkeit;71 3.2;2 Die Wahrscheinlichkeit des Gedichts;84 3.2.1;2.1 Die Metaphysik des Schönen;84 3.2.1.1;2.1.1 Vollkommenheit;85 3.2.1.2;2.1.2 Wahrheit;91 3.2.1.3;2.1.3 Zwielichtigkeit;96 3.2.2;2.2 Die Medialität des Schönen;102 3.3;3 Die Ethik des Gedichts;112 3.3.1;3.1 Symbolica;112 3.3.2;3.1.1 Kopf und Herz;114 3.3.3;3.1.2 Flamme und Feile;116 3.3.4;3.2 Parrhesia;122 3.3.4.1;3.2.1 Der Wille zum Ziel;123 3.3.4.2;3.2.2 Der Wille zur Wahrheit;126 3.4;4 Zusammenfassung;133 4;III Friedrich Gottlieb Klopstocks poetische Praxis;135 4.1;1 Die Medialität des Gedichts;135 4.1.1;1.1 Gedanken-Stücke;135 4.1.2;1.2 Schreib-Szene;140 4.1.3;1.3 Schau-Platz;149 4.1.4;1.4 Körper;157 4.1.4.1;1.4.1 Komposition;158 4.1.4.2;1.4.2 Deklamation;170 4.2;2 Läppische Gedichte: Cidli 1752;186 4.2.1;2.1 Das anakreontische Format;186 4.2.2;2.2 Symbolische Konzentrik;193 4.2.2.1;2.2.1 Unanschaulichkeit;193 4.2.2.2;2.2.2 Räumlichkeit;222 4.2.2.3;2.2.3 Zeitlichkeit;232 4.3;3 Monströse Gedichte: Der Messias;240 4.3.1;3.1 Das enzyklopädische Format;240 4.3.2;3.2 Symbolische Exzentrik;246 4.3.2.1;3.2.1 Schreib-Szene;246 4.3.2.2;3.2.2 Schau-Platz;255 4.3.2.3;3.2.3 Körper;264 4.3.2.3.1;3.2.3.1 Komposition;265 4.3.2.3.2;3.2.3.2 Deklamation;275 4.4;4 Zusammenfassung;286 5;IV Das epistemische Erbe;288 6;V Literaturverzeichnis;297 6.1;1 Quellen;297 6.2;2 Literatur zu A. G. Baumgarten;299 6.3;3 Literatur zu F. G. Klopstock;301 6.4;4 Sonstige Literatur;304 7;VI Abbildungsverzeichnis;309