Obwohl der enge Zusammenhang von Gedächtnis, Erinnerung und personaler Identität in der philosophischen Diskussion spätestens seit John Locke weitestgehend unbestritten ist, bleiben die Strukturen und Bedingungen dieses Zusammenhangs zumeist unklar.
Dieser Forschungslücke liegen drei Ursachen zugrunde: 1. Die mangelnde Differenzierung zwischen unterschiedlichen Formen von Gedächtnis und Erinnerung, 2. die einseitige Fokussierung auf den Aspekt der diachronen Identität und 3. die fehlende Integration empirischer Ergebnisse in die philosophische Theoriebildung.
Der Autor entwickelt auf der Grundlage dieser Problemanalyse einen Ansatz, der die Bedeutung von Gedächtnis und Erinnerung als konstitutive Kriterien personaler Identität aufzuzeigen vermag. Durch die Differenzierung verschiedener Gedächtnisformen, die Charakterisierung der biographischen Identität im Sinne eines evaluativen Selbstverhältnisses von Personen sowie durch die eingehende Berücksichtigung der psychologischen Gedächtnisforschung entsteht eine empirisch fundierte philosophische Theorie zur Rolle von Gedächtnis und Erinnerung bei der Konstituierung und Aufrechterhaltung personaler Identität.
Inhaltsverzeichnis
1;1 Prolegomena;13 1.1;1.1 Aufbau und Fragestellung der Arbeit;13 1.2;1.2 (Inter-)Disziplinäre Grenzen und Möglichkeiten von Philosophie und Gedächtnisforschung;18 1.2.1;1.2.1 Zum Verhältnis von Philosophie und empirischer Wissenschaft;19 1.2.2;1.2.2 Der methodische Ansatz der Arbeit;23 2;2 Gedächtnis und Erinnerung: Philosophische Analyse zentraler Begriffe und Konzepte;28 2.1;2.1 Die Gedächtnissystematik bei Aristoteles;29 2.2;2.2 Die Mannigfaltigkeit von Gedächtnis und Erinnerung;34 2.2.1;2.2.1 Formen des Erinnerns;34 2.2.2;2.2.2 Gedächtnissysteme und Kategorien der Gedächtnisforschung;39 2.2.2.1;2.2.2.1 Deklaratives Gedächtnis;41 2.2.2.2;2.2.2.2 Nichtdeklaratives Gedächtnis;45 2.2.2.3;2.2.2.3 Wittgenstein und die Frage nach dem impliziten Gedächtnis;47 2.2.2.4;2.2.2.4 Semantisches und episodisches Gedächtnis;52 2.2.2.5;2.2.2.5 Autobiographisches Gedächtnis;55 2.2.2.6;2.2.2.6 Die Dynamik und Konnektivität von Gedächtnis und Erinnerung;62 3;3 Personale Identität, Gedächtnis und Erinnerung;64 3.1;3.1 Facetten personaler Identität;64 3.1.1;3.1.1 Personalitätskriterien;65 3.1.2;3.1.2 Synchrone Identität;67 3.1.3;3.1.3 Diachrone Identität;68 3.1.3.1;3.1.3.1 Physis, Psyche und Simple View;68 3.1.3.2;3.1.3.2 John Lockes Theorie personaler Identität;70 3.1.4;3.1.4 Biographische Identität;74 3.2;3.2 Biographische Identität, Gedächtnis und Erinnerung;86 3.2.1;3.2.1 Narrativität und biographische Identität;87 3.2.2;3.2.2 Narrativität und Erinnerung;101 3.2.3;3.2.3 Erinnerung als roter Faden personalen Lebens;103 3.2.4;3.2.4 Autobiographisches Gedächtnis und biographische Identität;117 3.2.4.1;3.2.4.1 Psychologischer Input I: Das Self-Memory System;117 3.2.4.2;3.2.4.2 Psychologischer Input II: Das Life Story Schema;125 3.2.4.3;3.2.4.3 Autobiographie, Narration und Emotion;138 3.2.4.4;3.2.4.4 Identifikation und biographische Kohärenz;151 3.2.4.5;3.2.4.5 John Locke und die biographische Identität von Personen Ein Zwischenfazit;161 3.2.4.6;3.2.4.6 Erinnerung im Kontext Die sozi
ale Dimension autobiographischen Erinnerns;169 3.2.4.7;3.2.4.7 Autobiographisches Vergessen;174 3.2.5;3.2.5 Unbewusste Identität? Implizites Gedächtnis und biographische Identität;186 3.2.6;3.2.6 In Memory We Trust? Biographische Identität und die Wahrheit von Erinnerungen;198 4;4 Personen und ihre Vergangenheit Résumé und Ausblick;218 5;5 Literaturverzeichnis;226 6;Personen- und Sachregister;254