Herr Kutscher ist zu meinen Lieblings-Autoren geworden.
gedacht: "Schauste mal, wie der Autor, der dahinter steckt, denn so schreibt." Die Filmserie Babylon Berlin hatte mir schon ausnehmend gut gefallen, die war eines der Serien-Highlights der letzten Jahre. Und es war die reine Neugierde, erfahren zu wollen, wie der Autor dieses Thema tatsächlich beschrieben hat. Meist ist es nämlich umgekehrt, dass ich mir gerne anschaue, wie ein Roman dann verfilmt wird und was ich alles im Film wiederfinde. Ich war überrascht, wie doch zunächst einmal anders die Figuren von Herrn Kutscher in seinen Romanen gezeichnet wurden. Und ich war irritiert, dass man für die Serie offensichtlich sich gleichzeitig aus mehreren Werken des Autors bedient hatte, um im Film die Spannung noch zu erhöhen, aber auch die Geschehnisse noch verwirrender zu gestalten. Fast kann man sagen, dass man das eine nicht mit dem anderen vergleichen kann, aber das stimmt nicht ganz. Der Grundtenor, nämlich die damaligen Verhältnisse, kurz vor Machtergreifung durch die Nazis, ist in der Serie wie im Roman gleich intensiv vertreten, nur die Figuren sind in der Serie affektiver gestaltet worden. Aber nun zum ersten Roman der sog Gereon Rath-Reihe "Der nasse Fisch". Ich verweise wegen des Inhalts auf den Klappentext und ersprare mir eine Wiederholung. Herr Kutscher benötigt nicht lange, um seine Figuren in das Setting einzuführen und lebendig werden zu lassen. Insgesamt geht es flott voran und es beginnt von Anfang an spannend zu sein und steigert sich weiter zum Schluss hin deutlich. Dass man den Eindruck hat, so ganz nebenbei, das alte Berlin der 30er Jahre kennenzulernen, den Arbeitsalltag der Leute dort mitzuerleben und alles fest integriert ist in damals wahre Begegenheiten, macht den Roman besonders wertvoll. Natürlich sind die Figuren Gereon Rath und Charlotte Ritter frei erfunden, aber es gab den Mordermittler Gennart, die Rote Burg, es gab die Straßenschlachten zwischen der KPD und den Nationalsozialisten, Berlin war damals ein brodelnder Kessel, Vergnügungen, Jazz, Kokain, Morphium, Polizeiüberwachung, Wohnungsnot, aber es gab auch russische Exilanten, darunter Offiziere und Adelige, die in Berlin ihre eigenen Kämpfe wegen der alten Zaren-Schätze ausfochten. Ich mag es immer sehr, wenn ein Roman nicht nur spannend unterhält, sondern man so ganz nebenbei eine Portion Geschichtsunterricht bekommt. So auch hier.