Ich habe das Buch Mama, bitte lern Deutsch HB aus der Feder des Autors Tashim Durgun gehört.
Der Autor war auch gleichzeitig der Sprecher. Man musste sich etwas daran gewöhnen, da er kein professioneller Sprecher ist. Ich denke allerdings, kaum ein anderer hätte es besser gemacht.
Ich muss jetzt gestehen, ich habe recht lange durchgehalten. Allerdings musste ich dann doch bei 80% das Hörbuch abbrechen.
Boah, ja. Also. Kurz zu mir. Ich hatte auch keine traumhafte Kindheit. Meine Eltern hatten kaum Geld. Mein Vater war selbständiger Schreinermeister und hatte sehr früh seinen ersten Schlag. Arbeiten durfte er nicht mehr voll, Unterstützung vom Staat gab es trotzdem nicht. Wir mussten uns auch alles vom Mund absparen. Es gab nicht einmal Geld zu den Schulbüchern. So, das reicht zu mir.
Der Autor sieht die Situation für sich genauso. Wenig Geld, Schulbücher unbezahlbar, kleine Wohnung und die Eltern reiben sich auf. Es geht also so nicht nur den Ausländern, es geht auch Deutschen so.
Wie lange sind seine Eltern jetzt in Deutschland? 30 Jahre? Und beide können immer noch nicht wirklich, bzw. kein Deutsch. Auch mal so nebenbei, wenn ich ins Ausland in Urlaub fahre, erlerne ich dort immer ein paar Wörter in der Landessprache und zeige somit Respekt den Leuten gegenüber. Bislang bin ich damit nur positiv angekommen. Warum also ist es nicht möglich, wenn man hier leben will, soweit Deutsch zu lernen, damit man sich annähernd verständigen kann? Ich will nicht einmal, dass man perfekt Deutsch kann, das kann ich selbst nicht. Aber alleine zurechtkommen muss einfach drin sein.
Ich glaube auch, dass die Mutter des Autors ein wahres lyrisches Genie ist. Keine Frage. Ich finde sie auch stark und leidensfähig. Aber dieses Ablehnen die deutsche Sprache zu erlernen, finde ich echt nicht gut. Es muss nicht perfekt sein. Ich habe mein englisch per Online-Gaming gelernt. Kam aber im Urlaub in Amerika und England super zurecht. Keine Grammatik, falsche Wörter, aber jeder hat sich angestrengt und mich verstanden. Wäre hier doch auch so, zumindest beim Großteil.
Der Autor zeigt von vorneherein auch auf, dass das eine die weißen, reichen Deutschen sind und die anderen die mit dem Wir Gefühl. Da ist auch schon der nächste Punkt, warum Integration so selten funktioniert. Klar, es ist einfacher sich mit seinesgleichen zusammen zu tun, anstatt sich mal mit anderen einzulassen. Vor allem ist es mit der Sprache einfach bequemer. Und wer ist schuld daran? Natürlich die weißen Deutschen.
Es sind bei dem Autor immer zwei Lager, das Wir und die weißen Deutschen. Ich sehe in dem Hörbuch nicht einen Versuch, sich mit den weißen Deutschen mal zusammen zu tun, zu reden oder sonst was. Das Einzige, was mal kam war, dass man dort gut klingeln und Spendengelder fürs Tierheim sammeln kann, dass man anschließend in Süßigkeiten anlegt. Ja, Geld geben können die weißen Deutschen. Da kann man auch mal Hallo sagen.
Sich dann noch aufregen, weil ein Security mit in den Raum der Ausländerbehörde reinkommt. Sehen er und seine Mutter so aus, als bräuchte man bei ihnen Security? Fragt er sich tatsächlich. Ja, sag ich da nur. Nachdem kurz darauf seine Mutter ausrastet. Ja, Sorry, da braucht die Dame hinter dem Schreibtisch Security. Auch wenn man sich von früher kenn, oder genau deswegen. Keine Ahnung, warum sie so ausgerastet ist, der Autor erzählt das auch nicht so genau. Vielmehr regt er sich auf, warum sie nochmal kommen mussten, weil sie keine Kopien dabeihatten, obwohl das in dem Schreiben extra stand. Und nein, man kann nicht einfach überall in den Büros Kopien machen. Die Ausländerbehörde ist kein Kopierladen. Ich hätte es auch nicht gemacht. Das spricht sich herum und nachher ist man nur noch am Kopieren. Und siehe da, dann hat man ja doch noch schnell jemand gefunden, der alles für einen erledigt. Immerhin gibt es diese Hilfen, die Integrationshelfer, die dazu da sind, einem zu helfen.
Weiter ging es dann, dass man Deutsche Almans und Kartoffelfresser nennen kann. Wäre nicht rassistisch, man sagt damit ja nur, wo sie herkommen. Aha, wenn Ausländer Deutsche rassistisch angehen, nennt man das, Beschreibung. Aber wehe, wenn es andersherum ist.
Beendet habe ich das Hörbuch dann, als die Strecke mit den Ärzten kam. Eine Frau, die kein Deutsch kann, fragt tatsächlich einen Arzt, ob er studiert hat. Und dann bockt Frau Mutter auch noch herum, weil der Arzt Fragen zu früheren ärztlichen Maßnahmen stellt. Als der Autor dann erzählt, dass ein Arzt mal seine Mutter mit der gebrochenen Sprache nachgemacht hat, war das tatsächlich auf einmal Kulturelle Aneignung. Bitte?
Wahrscheinlich bin ich in manchen Augen eine alte, rassistische, weiße Frau. Gut, dann bin ich es. Ich habe nichts gegen Menschen, die sich mir gegenüber korrekt verhalten. Mir ist Religion egal, ich bin sogar der Meinung, die Welt wäre besser ohne Religionen. Mir erscheinen sie als das größte Übel überhaupt. Mir ist es auch egal, woher ein Mensch kommt. Ich behandle jeden Menschen erst einmal freundlich und wie ein weißes Blatt. Drauf schreiben tun die Leute dann selbst.
Das hier alle Deutschen über einen Kamm geschoren werden, kann ich gar nicht leiden. Es wird hier einfach nicht differenziert. Alle in seinem Umfeld sind die Super-Typen, die Deutschen sind halt die weißen reichen Deutschen.
Ich finde es schade, dass das Buch solche Züge genommen hat und das einige Menschen mit Migrationshintergrund Deutschland so sehen. Vielleicht mag es in Berlin auch so sein. Ich frage mich nur immer, wenn die Menschen so gegen Deutschland und die Deutschen sind, es wird hier doch keiner festgehalten. Jeder ist frei wieder zu gehen und sich ein besseres Land zu suchen.
Ich weiß wirklich nicht, warum sich manche so schwertun. Eine meiner Kolleginnen ist Syrerin, neben uns wohnte eine syrische Familie, gegenüber haben wohl Ukrainer ein Haus gekauft, hinter uns sind Weißrussen. Alle mega freundlich und versuchen Deutsch zu reden. Meine Kollegin und ich haben leider meistens verschiedene Schichten, sonst würde ich sie noch mehr über ihr Leben fragen. Ich bin interessiert an alles und jedem. Wären manche etwas offener und auch so interessiert, würde es hier auch besser laufen. Das gilt für beide Seiten.
Von mir hier nur einen Stern, da ich das Hörbuch nicht beendet habe. Auch weil es zu viele Ecken gibt, die mir nicht gefallen haben.