Vor vielen Jahren hat mir ein Bekannter einmal das Buch Das Café am Rande der Welt von John Strelecky empfohlen, da er der Meinung war, dass dieses Buch sehr gut zu meiner Lebenssituation passen würde und ich daher sehr davon profitieren würde. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass das Buch zwar ganz nett, aber für mich ein wenig zu viel des Guten war. Seitdem halte ich mich eher fern von Büchern, die meiner Meinung nach in eine ähnliche Richtung gehen und zu sehr in esoterisches Geschwafel abgleiten.
Daher war ich mir auch äußerst unsicher, ob dieses Buch oder genauer formuliert dieses Hörbuch das Richtige für mich sein würde. Immerhin wird es recht großspurig mit dem Satz Ein inspirierender Roman, der uns hilft, uns selbst zu finden. Eines gleich vorweg, bei mir hat dies leider nicht funktioniert und ich bin noch immer auf der Suche.
Dennoch muss ich sagen, dass mich der Roman positiv überrascht hat. Vor allem dadurch, dass eigentlich nicht wirklich viel passiert, aber trotzdem ganz viel vermittelt wird. Denn hierbei handelt es sich nicht um einen spannenden und aufregenden Roman, bei dem sich die Ereignisse überschlagen. Sondern um eine gemächliche und ruhige Erzählung, die sich auf die stillen Töne fokussiert und einen zur Ruhe kommen lässt. Die Autorin Patricia Koelle-Wolken hat wirklich ein Auge für Details und lässt den Leser und die Leserin daran teilhaben. Der Garten von Toja wird so eindrucksvoll und stimmgewaltig beschrieben, dass ich zwischendurch das Gefühl hatte, dass ich die Blumen riechen kann. Der Fokus liegt hier auf den leisen und kleinen Dingen. Diese Verliebtheit zum Detail muss man mögen und manchmal wurde es sogar mir zu viel, vor allem wenn ich das Gefühl hatte, dass Nebensächlichkeiten aus mir unerfindlichen Gründen künstlich aufgeblasen werden.
Aber dies war leider nicht das einzige, das mich gestört hat. Es geht lange Zeit im Buch darum, dass Toja und auch Vica anders sind und nicht gut mit großen Menschenansammlungen, Small Talk und dem Sprechen vor vielen Menschen klarkommen. Gerade Vica als Teenager hat damit schwer zu kämpfen. So weit so gut und so verständlich. Toja überbringt Vica und auch ihrem Vater Florian dann die frohe Kunde, dass Vica, gleich wie Toja einfach nur introvertiert ist. Und hier starten meine Schwierigkeiten, denn mich verwundert es sehr, dass die beiden den introvertiert vorher noch nie gehört haben. Über diese Tatsache hätte ich aber noch hinwegsehen können, viel schlimmer war für mich, dass Introvertiertheit lange Zeit wie eine Krankheit oder sogar schlimmer, wie eine Behinderung dargestellt wurde. Den Vergleich mit einer Behinderung zieht Vica im Buch sogar selbst und wird dann von Toja aufgeklärt, dass dies nicht so ist. Ich gebe Toja dabei Recht, allerdings vermittelt das Buch über lange Strecken genau diese Botschaft.
Gelesen wird das Hörbuch von Ulrike Kapfer und dies war für mich ein kleines Highlight in einem ansonsten doch eher mittelmäßigem Bucherlebnis. Ulrike Kapfer und ihre Stimme kannte ich bis dato noch nicht, darf aber zugeben, dass ich hoffe, wieder einmal ein von ihr gelesenes Hörbuch in die Hände zu bekommen. Wobei ich mir sie bzw. ihre Stimme nur schwer in Kombination mit einem aufregenden Krimi vorstellen kann. Denn ihre Stimmmelodie und Art und Weise die Wörter zu betonen haben etwas unglaublich beruhigendes und haben daher perfekt zu dieser langatmigen Geschichte gepasst.
Alles in allem muss ich leider sagen, dass mich das Buch von Patricia Koelle-Wolken nicht wirklich überzeugen konnte. Wobei ich wirklich betonen möchte, dass es kein schlechtes Buch per se ist. Ich denke aber, dass ich einfach nicht das richtige Publikum war, um die wertvollen Botschaften der Autorin zu empfangen.