Das Hörbuch "Zuhause ist vorübergehend geschlossen" ist ein fesselnder Roman von der Autorin Antje Huhs, der sich im Genre der sozialen Literatur und Gegenwartsliteratur einordnen lässt. Der Titel vermittelt zunächst ein Gefühl von Verlust und Ungewissheit, was sich im Inhalt des Buches widerspiegelt.
Das Hörbuch wird von der talentierten Vera Teltz gelesen, die in der Lage ist, den verschiedenen Emotionen und Spannungen der Handlung gerecht zu werden. Ihre Stimme bringt die Charaktere lebendig zum Vorschein, und ihre leserische Gestaltung fängt die Dynamik der Situation gekonnt ein. Sie vermittelt sowohl Wärme als auch die Dramatik der Herausforderungen, mit denen die Protagonisten konfrontiert sind. Das Sprechtempo ist für mich perfekt.
Kurz zum Inhalt: Weil viele Pflegekräfte streiken werden die Altenheime vorübergehend geschlossen. Doch wohin mit den Senioren, die gepflegt und umsorgt werden müssen? Die Regierung schaltet sich ein und durch eine Eilverordung werden die Senioren, die keine Familie mehr haben, einfach in der Bevölkerung verteilt. In der turbulenten Zeit vor Weihnachten wird Annett auch ein älterer Mann zugewiesen. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Trotz ihres Wunsches zu helfen, wird die Situation für ihre Familie schnell überfordernd. Als sie erfährt, dass der 93-jährige einen Sohn hat, versucht sie ihn zu finden. Doch warum hat der Sohn seinen Vater nicht selbst aufgenommen? ...
Antje Huhs verwendet einen klaren, prägnanten Schreibstil, der sowohl zugänglich als auch humorvoll ist. Sie thematisiert wichtige gesellschaftliche Fragen und gibt einen Einblick in die Pflegebranche und deren Herausforderung. Sie regt zum Nachdenken an, denn auch Maria und Josef haben in der Weihnachtsgeschichte nach einer Herberge gesucht und niemand wollte sie aufnehmen. Auch gibt es in der Geschichte diverse Familien, die sich mit fiesen Tricks drücken einen älteren Menschen aufzunehmen. Das ist leider auch im wahren Leben so, dass sich immer weniger um bedürftige Menschen kümmern und egoistisch handeln.
Der Roman wird in der dritten Person erzählt, was den Zuhörern einen umfassenden Blick auf die Gedanken und Gefühle aller beteiligten Charaktere ermöglicht. Es gibt keine signifikanten Zeitebenen, da die Geschichte sich in einer gegenwärtigen, linearen Zeit entfaltet. Wir lernen mehrere Familien kennen, wobei der Hauptaugenmerk sich auf Anetts Familie bezieht. Als Mutter von zwei Kindern und mit einem Kleingewerbe stößt sie bald an ihre Grenzen. Die Hauptcharaktere sind facettenreich und tiefgründig. Annett wird als empathisch und hilfsbereit dargestellt, kämpft jedoch mit der Überforderung und den Konsequenzen ihrer guten Absicht. Ihr Mann versucht sich aus allem herauszuhalten und glänzt mit Abwesenheit. Der ältere Mann bleibt zunächst ein Mysterium, aber je weiter die Geschichte voranschreitet, desto klarer werden seine Hintergründe und Beweggründe. Die Entwicklungen der Charaktere zeigen, wie sich Menschen unter Druck verändern und wachsen können oder auch zurückweichen.
Ich kann "Zuhause ist vorübergehend geschlossen" nur empfehlen. Es ist ein berührendes, gesellschaftskritisches Werk, das in der hektischen Vorweihnachtszeit zum Nachdenken anregt. Es thematisiert die Herausforderungen, mit denen viele Menschen konfrontiert sind, und die Verantwortung, die wir füreinander tragen. Die Sprecherin Vera Teltz bringt die emotionale Tiefe der Erzählung auf eindringliche Weise rüber und macht das Hören zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Dies ist kein klassischer Weihnachtsroman, sondern eine Geschichte über Menschlichkeit und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten.