Die letzte Konkubine von Lesley Downer, gelesen von Eva Mattes Laufzeit: ca. 434 Minuten Verlag: Random House Audio
Die letzte Konkubine entführt die LeserIn/HörerIn in eine faszinierende Zeit des Umbruchs das Japan der 1860er Jahre, in dem das jahrhundertealte Shogunat gestürzt wird und die Moderne mit Macht Einzug hält. Lesley Downer verwebt in ihrem Roman gekonnt historische Fakten mit einer fesselnden Erzählung über Liebe, Loyalität und den Kampf zwischen Tradition und Fortschritt.
Die Geschichte folgt Sachi, einer jungen Frau aus einfachen Verhältnissen, die entdeckt, dass sie eine höhere Herkunft hat und an den kaiserlichen Hof gebracht wird. Dort wird sie die Konkubine des 14. Shogun des Tokugawa-Clans ein Relikt der alten Ordnung, die kurz vor ihrem endgültigen Untergang steht. Während Japan sich öffnet und der Kaiser seine Macht in Edo (dem späteren Tokio) ausbaut, erlebt Sachi die politischen Unruhen hautnah.
Als die im Ruhestand lebende Dame Shkuin ist es nicht einfach, nur in Gedenken an den Shogun in der neuen Welt zu leben. Die Sicherheit des Palastes fehlt und doch ist der Wandel und die Veränderung unaufhaltsam.
Im Mittelpunkt steht ihr innerer Kampf zwischen den Erwartungen, die an sie als ehemalige Konkubine gestellt werden, und ihrem eigenen Wunsch nach dem Umbruch nach Freiheit und Selbstbestimmung. Die strengen Rituale und Zwänge des Hofes, die jahrhundertelang das Leben der Frauen bestimmten, verlieren mit dem Ende des Shogunats langsam ihre Macht. Für Sachi ist dieser Wandel eine persönliche Herausforderung. Gewohnt an das Leben im Frauenpalast, ausgebildet zur Samurai, im Krieg gekämpft und die Wahrheit über ihre Eltern zu erfahren hat die junge Dame verändert. Sie stellt ihre Werte in Frage und hadert mit den Traditionen.
Besonders spannend ist die Figur des Shinzaemon, eines Ronin aus Kano, mit dem Sachi eine tiefe Verbindung eingeht. Ihre Liebe steht im Kontrast zur strengen Tradition, in der sie eigentlich dem Andenken des Shoguns verpflichtet sein sollte. Während früher blinder Gehorsam selbstverständlich war, beginnt sie, selbstständig zu denken und ihren eigenen Weg zu suchen.
Die Prinzessin, die einst als Ehefrau des Shoguns ebenfalls ein Symbol der alten Ordnung war, gibt Sachi schließlich ihren Segen, um in dieser neuen Welt ihr Glück zu finden.
Die Atmosphäre des Romans ist einzigartig man spürt das Aufeinandertreffen zweier Welten: das feierliche, traditionsbewusste Leben im Inneren des Palasts und draußen das aufstrebende, sich wandelnde Japan, das plötzlich bunt, lebendig und voller neuer Möglichkeiten ist. Angst vor dem Unbekannten mischt sich mit der Hoffnung auf eine Zukunft, die vorher undenkbar schien.
Die Mischung aus historischen Ereignissen, großen Emotionen und poetischer Sprache macht Die letzte Konkubine zu einem außergewöhnlichen Lese- und Hörerlebnis. Besonders das Hörbuch (7 Stunden und 14 Minuten) bringt die Atmosphäre eindrucksvoll zur Geltung und lässt einen tief in Sachis Welt eintauchen.
Lesley Downer zeichnet ein wundervolles, gut recherchiertes Bild vor und nach dem Umbruch. Die junge Dame Sachi wird als zarte, unschuldige, aber dennoch loyale und liebende junge Frau beschrieben.
Ihre Gefühle für den Shogun, der nur eine Nacht in ihrem Leben eine Rolle spielte, wurden sehr authentisch und in poetischer Sprache wiedergegeben. Die Schauplätze wurden so bildhaft beschrieben, dass man sich als LeserIn mühelos in eine andere Zeit versetzt fühlte.
Ich habe das Hörbuch unglaublich gerne angehört, die Sprecherin konnte mich fesseln und ich war begierig, die Geschichte der letzten Konkubine zu erfahren.
Leider konnte mich das letzte Kapitel nicht überzeugen; der Umschwung in die Moderne wurde sehr schnell extrem weltoffen beschrieben, was nicht im Zusammenhang mit den erzogenen Werten des alten Japan steht. Menschen können sich selten von jetzt auf gleich komplett in ihren Gedanken ändern. Dies wurde mir persönlich zu schnell umgesetzt.
Eine 4,5-Sterne-Empfehlung für alle, die historische Romane mit starken Frauenfiguren, politischem Umbruch und einem Hauch verbotener Liebe lieben!