"Am Südpol herrscht mal wieder eine Affenhitze. Ich schätze es auf 22 Grad unter Null und selbst das laue Lüftchen, das die Schneeflocken tanzen lässt, bringt keine nennenswerte Abkühlung. Missmutig kicke ich einen kleinen Eisklumpen aus dem Weg. Meine Laune ist nicht so toll, denn unter meinen Federn schwitze ich wie ein Stinkekäse in der Sonne. Wahrscheinlich müffele ich auch so. Zur Kontrolle hebe ich meinen rechten Flügel und schnuppere kräftig. IGITT, eindeutig STINKEKÄSE! Kein Wunder, dass meine 44 Geschwister in letzter Zeit so einen Bogen um mich machen.".
Dass Pinguin 45 da aus schlechter Laune einen Flunsch zieht, ist wohl mehr als klar und wenn das zudem keine Besserung in Sicht ist, "Denn dies ist schon der dreiundgezigfachte Wintermonat in Folge, der sich nach Sommer anfühlt.", bleibt eigentlich gar nichts, als sich vom Acker und eine kleine Erkundungstour zu machen. Kann ja nur besser, und vor allem "Könnte ja gut werden."
Mit Pinguin 45 darf man als Leser Abschied vom Nordpol nehmen, sich da aber noch schnell das Lispeln abholen, "Ach du fetter Wal, ich muss mir bei meiner Snowboardschlitterfahrt den Schnabel ordentlich verrenkt haben. Na toll, hoffentlich wird das wieder.", und strandet dann nach einer langen Reise schwuppdiwupp mit ihm an den Hamburger Landungsbrücken. Ich liebe Hamburg und Lispel gefällt es dort auch gleich gut, da bleiben wir. Erst wird der Magen, der schon lange auf halb acht hängt, mehr schlecht wie recht mit Labskaus gefüllt, "Das hat doch schon jemand gegessen, denke ich ..." Im "LÜTT¿N DÜTT¿N WATT¿N" wird man dann bei Wirt Basti nicht nur satt, sondern ergattert auch noch einen Job und eine Unterkunft. Als Koch wird zwar aus Labskaus eher "Malheur in Pink , aber trotzdem bekommt man Familienanschluss noch all inklusive und 45 erst einmal einen vernünftigen Namen verpasst. Und dann heißt es für "Lispel Mufflig", »Du musst in die Schule gehen.« Ein Satz wie ein Eimer mit Eiswasser nachts um drei.", mit zum Sonntagsausflug und auch das Gassigehen mit dem Familienhund Wunderlich stehen auf dem Programm. Dass es mit pubertären Kids und einem Pinguin in ähnlichem Alter, wer¿s genauer will, »Du mufft dafür die Anzahl der erlebten Winter mit fieben multiplizieren, davon die Querfumme nehmen, ein Dreifünftel abziehen und dann daf Ganze durch die Quadratwurzel von Pi teilen«, natürlich auch Debatten wie »Was willst du mit einem Handy?«, will Basti wissen. Immer noch gelangweilt. »Na, rumhandyieren, wie alle anderen auch«, gibt, versteht sich von selbst. Das Ende geht dann nach ganz viel Spaß, Marcus Kasper hat scheinbar immer noch eine Schippe parat, die er drauflegen kann, noch so richtig ans Herz. Mehr will ich aber gar nicht verraten, selber lesen und hören ist angesagt.
Grandios gut und sicher eher für die großen Leser, die mit der dreiundgezigfacht höheren Quersumme im Alter wie mich gedacht, sind die tollen Seitenhiebe, mit der so manche Schieflage in unserer Gesellschaft auf den Punkt bringt. Da wurde ein schwarz-weißer Pinguin schon mal politisch gegängelt, »Feit einiger Zeit treten vermehrt braun-weiffe Pinguine auf, die immer wollen, daff al e marfchieren und dazu alte Volkflieder fingen[[, nach Schuldigen der Klimaerwärmung gesucht, »Das liegt daran, dass die Robben so oft ins Meer pieseln.[[, oder auch Versandhausriesen bekommen Konkurrenz vom »Multimax Pingerium.[[ Richtig gut aufs Tapet bringt der Autor auch das Thema Smartphone. Dass das nicht glücklich, sondern nur blind macht, kommt hier ohne belehrenden Fingerzeig gekonnt und deutlich heraus.
Der pointierte, humorvoll und spritzige Sprachstil liest sich leider viel zu gut und so sind die Seiten viel zu schnell dahin. Ich hatte super viel Spaß mit Lispel, wofür unzählige witzige Szenen sorgen. Das gesamte Gassikapitel ist da mein Highlight schlechthin, aber auch wenn ich an die Lehrerin, die es drauf hat mit den Eisbären, oder die zündenden Geschäftsideen vom entspannten Beamen oder dem Feuerwerk für drinnen, denke, habe ich jetzt noch ein fettes Grinsen im Gesicht. Richtig klasse sind auch die unzähligen Vergleiche der Art, Der ist finster wie meine Laune morgens um 5. , Vergleiche, die EXAKT auch auf mich passen könnten, damit hatte ich natürlich doppelt Spaß. Beschreibungen wie "Ich frage mich, warum er keine Fenster hat, als ich merke, dass die nur total dreckig sind und kein Licht reinlassen.", oder auch Gedanken a la "Ganz ehrlich, wie unpraktisch ist das denn, wenn man zum pinkeln jedesmal eine Stunde in den Park rennen muss? NA EGAL, Halsband um und Leine dran" entsprechen genau meinem Sinn für Humor und machen das Gesamtpakt zu einem wahren Lesehighlight.
Nach Leseprobe und Hörprobe konnte ich mich einfach nicht mehr entscheiden und musste beides haben. Ich habe den doppelten Kauf keine Minute bereut.
Das Hörbuch hätte ich nicht missen wollen, weil der Autor selbst liest und enormes Herzblut, super viel Spaß an der Sache und lebendige Leidenschaft für die Geschichte zu spüren sind, was beim Hören überspringt. Richtig gelungen ist auch der Hamburger Dialekt, der ebenso gekonnt von ihm gesprochen und in Szene gesetzt wird, wie das Lispeln. Ab und an auch noch ein kleiner Soundeffekt und so ist das Hörvergnügen, von dem ja schon von der Story selbst so viel bietet, mehr als perfekt.
Ich habe zuerst gehört, dann gelesen. Ohne die Bilder hätte ich zweifelsohne etwas verpasst und über die guten Sprüche konnte ich locker ein zweites Mal lachen und grinsen. Im Comicstil gehalten, Schwarz-Weiß ist der kleine Pinguin einfach der Hit. In Badeanzug und Bademütze, beim Schaf-Rodeo, auf der Wippe oder auch der Aufmarsch der Braun-Weißen Frackträger konnten mich so richtig begeistern. Mehr als gut ist auch Lispel Mufflig in Kombination mit Hund Wunderlich, der Flohschleuder mit den langen Zotteln, der ihn um einiges überragt in den Abbildungen in Szene gesetzt.
Alles in allem bin ich von Anfang bis Ende nur begeistert von Lispel Mufflig. Solch einen Spaß hatte ich schon länger nicht mehr beim Lesen. Definitiv mein Humor Highlight des Jahres bis jetzt. Ich fiebere bereits der Fortsetzung entgegen, hoffe Marcus Kaspar macht schnell und dann vor allem auch, dass es nicht bei zwei Bänden bleiben wird.