Roya lebt in ihrer Heimat Polar das typische Teenagerdasein in einer liebevollen Familie und kann immer auf ihre besten Freunde zählen. Mit ihrem 17. Geburtstag ändert sich jedoch alles. Jede Nacht erwacht sie im selben Traum in einer Akademie, um zusammen mit anderen Eliteschülern auf eine politische Karriere in Polar vorbereitet zu werden. Dort lernt sie auch Tam kennen, der ihr bald auch am Tage nicht mehr aus dem Kopf geht. In der realen Welt hat Roya mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen und bald stellt sich ihr die Frage, ob und wie Traum und Realität zusammenhängen und findet sich in mitten von Intrigen und politischen Widerständen wieder.
Der Wechsel zwischen Royas realer Welt und ihrer Traumwelt wird durch das Einspielen eines wiederkehrenden Musikthemas eingeleitet, sodass man sich zwischen den Welten gut orientieren kann. Die Story ist für ein Jugendbuch sehr komplex und tief, teilweise mit gesellschaftskritischem Charakter. Martha Kindermann hat es immer wieder geschafft mich Rätzeln zu lassen - kaum hatte man eine Antwort auf eine Frage, wurden 5 neue aufgeworfen und geschickte Plot Twists sorgten dafür, dass das Geschehen unvorhersehbar und spannend bis zur letzten Minute blieb.
Besonders beeindruckt hat mich, wie unfassbar authentisch die Gefühle (und davon gab nicht wenige) transportiert wurden. Ich habe mitgelitten, war schockiert, habe geweint, war völlig von der Rolle und gefangen von der Story. Natürlich gehen wir mit Roya nicht nur durch Wut und Trauer. Auf der anderen Seite verkörpert sie auch so ziemlich jedes Klischee eines klassischen Teenagers. Etwas zickig aber immer auf eine humorvolle und sympathische Art und tollpatschig, hat sie mich auch so manches Mal zum Schmunzeln gebracht. Auch die anderen Charaktere und die Beziehungen zwischen ihnen (von denen ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten möchte) hatten sehr viel tiefe und waren gut ausgearbeitet. Die Liebesgeschichte wirkte anfangs etwas vorhersehbar, war sie jedoch absolut nicht, was mir sehr gefallen und mir den ein oder anderen "wie bitte?!?!"- Moment beschert hat. Da die politischen Hintergründe und die Zusammenhänge zwischen Traum und Realität nur sehr langsam aufgeklärt werden, sollte man dem Hörbuch schon seine volle Konzentration widmen, um den Bezug nicht zu verlieren, sonst kann das kurze Abschweifen der Gedanken schon mal für Verwirrung sorgen.
Die Erzählstimme von Martha Kindermann kommt sehr ruhig und angenehm, jedoch an einigen Stellen mit kleinen sprachlichen Besonderheiten daher. Ab und zu eine verschluckte Endung oder eine untypische Aussprache von ch- oder sch-Lauten, die den Erzählfluss allerdings nicht gestört haben. Irgendwie habe ich es dann mit Royas Charakter verbunden und mochte die Eigenart (die auch wirklich nicht zu dominant war). Sehr authentisch bringt die Autorin in der Lesung die Gefühle rüber, jedes schluchzen klingt so echt, dass es einen unter die Haut geht und mir so manches Mal eine Gänsehaut bereitet hat.
Ich habe lange überlegt, wie ich BePolar abschließend bewerten möchte. Es gab in der Story kleine, wenige Momente oder Handlungen, die mir nicht zu 100 % schlüssig erschienen, andere Bestandteile haben mich jedoch so fasziniert, dass sie mich jegliche Kritik vergessen lassen haben. So ging es mir auch mit der Erzählstimme.
Von mir erhält BePolar somit 4,5 von 5 Sternen.
Alles in allem hat mich Royas Geschichte begeistert und da die Story mit einem guten Cliffhanger endet, kann ich es kaum erwarten weiter zu hören.