Zwölf Jahre lang hatte Isak praktisch keinen Kontakt zu seinem Vater Fredrik. Dessen Anruf mit der Bitte ihn zu besuchen, löst widersprüchliche Gefühle in Isak aus. Vor allem seiner Freundin Madde zuliebe, willigt er ein nach Götland zu fahren. In Föro besitzt sein wohlhabender Vater ein Haus und die beiden sind überwältigt von dem Luxus.
Doch schon bald nehmen die Spannungen zu und Isak muss sich nicht nur eingestehen, dass sein Vater sich überhaupt nicht verändert hat. Er muss sich auch den Dämonen der gemeinsamen Vergangenheit stellen.
Im Grunde genommen behandelt Ulf Kvensler in "Die Insel" ein Familientrauma, das den 26-jährigen Isak schon zeit seines Lebens beschäftigt. Was genau in seiner Kindheit geschah, wird lange Zeit verborgen gehalten. Das hält die Spannung über weite Teile des Buches hoch. Immer wieder lässt der Autor Bröckchen fallen und hat so mein Gedankenkarussell angekurbelt. Was ist Schlimmes vorgefallen zwischen Isak und Fredrik? Warum haben sich Vater und Sohn so entzweit und was für eine Rolle spielt der Grossvater, bei dem Isak aufgewachsen ist, in dem Zwist? Und wo sind oder was ist mit den weiteren Familienmitgliedern, deren Namen ab und zu eingeworfen werden, geschehen? Rar eingeschobene Kapitel zeigen zudem Isak in der Zukunft, wohl an den Folgen des Besuchs in Götland knabbernd.
Der Besuch in Götland bei seinem Vater, zu dem Isak sich von Madde überreden lässt, beginnt harmlos. Der Autor hat jedoch so eine unheimliche Grundstimmung geschaffen, dass man immerzu darauf gefasst ist, dass hinter der nächsten Buchseite was Grauenvolles lauert. Psychospielchen, Machtgehabe und Manipulationen kurbelten meine Empfindungen so richtig an. All die Psychospielchen sind sehr unterhaltsam. Manchmal konnte ich nicht mehr einordnen, wer was für ein Spiel spielt. Ist Isak wirklich so naiv und gutgläubig, wie er sich gibt? Was für Ziele verfolgt sein Vater Fredrik und was für eine Rolle spielt sein Grossvater Anders in all den Vorkommnissen. Und dann ist ja auch noch die gruselige Hausangestellte...
Nach "Der Ausflug" hat Ulf Kvensler auch mit diesem Buch bei mir einen Volltreffer gelandet. Er schreibt mitreissend, fesselnd und wieder hat mich die Spannung, was auf der nächsten Seite wartet, durch das Buch getrieben.
Die ganze Geschichte wird durchwegs aus der Sicht von Isak erzählt. Etwas, was, so ohne Perspektivwechsel, überhaupt nicht eintönig oder langweilig ist. Im Gegenteil. Seine Sicht lässt oft auch an seinem psychischen Zustand zweifeln.
Wendungen, die gegen Schluss eingebaut wurden, lassen mich mit diesem gewissen Aha-Gefühl zurück, das ich beim Lesen von Thrillern so liebe.