Ich gestehe, ich bin süchtig nach der Totengräber-Serie. Dieser nunmehr vierte Band führt mich direkt hinein in den Wiener Prater anno 1896.
Gleich mal huscht Marie, die schöne Squaw, vorbei und am darauffolgenden Abend dann die Sensation im Ronacher Charles Banton, der Magier aus Amerika, führt mit der zersägten Jungfrau einen noch nie da gewesenen Zaubertrick vor. Doch der Trick endet in einem Desaster, die junge Frau wird tatsächlich entzweigesägt. Oberpolizeirat Stukart schickt Inspektor Erich Loibl nach Leopold von Herzfeldt, der im Stiftskeller vor einem Vierterl Wein sitzt. Die Dienstkutsche bringt die beiden Inspektoren zum Theater an der Himmelpfortgasse, unterwegs erfährt Leopold das Wesentliche zu diesem Fall.
Oliver Pötzsch führt mich diesmal in den Volks- oder Wurstelprater, der seit dem 18. Jahrhundert existiert. Er ist einer der ältesten Vergnügungsparks. 1896 waren die Attraktionen ganz andere als heute, über allem schwebt der Große Calafati. Kleinwüchsige treten auf und Bauchredner, die ersten bewegten Bilder sorgen für Aufsehen, man gondelt durch Venedig in Wien, Chinesen und andere Exoten werden bestaunt und das Böse lauert gefühlt hinter jeder Ecke.
Julia schreibt mittlerweile für eine Zeitung, sie berichtet über die zersägte Jungfrau und nicht nur das, sie nimmt eine Anstellung im Zirkus zu Recherchezwecken an, was natürlich keiner weiß. Dabei trifft sie auf Leopold, von dem sie noch immer nicht loskommt. Dieser geht einem angeblichen Suizid nach, es verschwinden Mädchen, über diese Ermittlungsarbeit nähern sich die zwei wieder an.
Augustin Rothmayer, der Totengräber, studiert seine Leichen genau, seine wissenschaftlichen Studien sind nicht jedem geheuer, er wird abwertend als Dillo oder Dodl, als Dummkopf abgetan. Dabei ist er ein schlauer Kopf. Momentan hat er mit der Konkurrenz zu kämpfen, die Pompfüneberer arbeiten mit unlauteren Methoden, der ehrliche Bestatter hat das Nachsehen. Auch sorgt er sich um Anna, seine Ziehtochter. Sie wird flügge und damit ist er komplett überfordert. Als dann Anna einen grauslichen Fund macht, ist Leopold gefragt.
Viel habe ich über den Prater und die Menschen darin erfahren, ich war im Varieté und im Zirkus, hab hinter die Kulissen geschaut, hab den Zauber der kurzen, bewegten Bilder verfolgt, daneben und dazwischen galt es, die Mordserie zu stoppen und den wahren Mörder dingfest zu machen. Und das alles im historischen Wien mit einer gehörigen Portion Wiener Schmäh, das den ganz besonderen Reiz dieser Buchreihe ausmacht. Und nun heißt es wieder warten, auch beim nächsten Fall für Leopold von Hertzfeld bin ich wieder dabei. Es war und ist Krimi-Unterhaltung vom Allerfeinsten.