Fast jeder hat den Namen Macbeth schon einmal gehört, einige davon können sicher auch sagen, dass da was mit Shakespeare war, worum es letztlich genau geht, wissen vielleicht die wenigsten. Auch ich muss gestehen, dass ich bei genauerer Nachfrage hätte passen müssen. Natürlich habe ich Shakespeares Tragödie damals in der Schule behandelt, aber mal ehrlich, zum Einen ist das ewig her und zum Anderen ist Shakespeare sprachlich auch ne ziemliche Hausnummer.Macbeth, die fiktive Figur der Tragödie, angelehnt an einen schottischen König des Mittelalters, spielt auch in Val McDermid¿s Buch eine Rolle, allerdings gibt die Thrillerautorin hier seiner Frau Gruoch eine Stimme und erzählt aus ihrer Sicht die Geschichte einer Liebe, einer beispiellosen Regentschaft und vom Untergang eines Königreichs.Ich kenne die Autorin bisher durch einige ihrer Thriller. Als ich auf das Buch aufmerksam geworden bin, war mir erst gar nicht bewusst, aus wessen Feder es stammt. Mit "Queen Macbeth" geht die Autorin nun gänzlich andere Wege, historische und romantische noch dazu. Generell lese ich Bücher mit dieser besonderen Mischung eher weniger, meist sind sie mir zu verklärt und zu romantisiert. Dieses hier hat mich irgendwie direkt angesprochen, auch weil es mal eine ganz andere Herangehensweise an die Thematik versprach. Natürlich wird auch hier viel romantisiert. Wenn Gruoch in Rückblicken ihre erste Begegnung mit Macbeth schildert und die spätere Entwicklung ihrer Liebesgeschichte, könnte das schnell auch zu viel werden, allerdings ist der Autorin die Balance hier recht gut gelungen. Sie schafft es mir das Bild einer Frau in einer von Männern dominierten Gesellschaft zu zeichnen, eine Frau, deren einziger Lebenszweck es ist ihrem Ehemann einen Sohn und Erben zu schenken und die, sollte ihr dies nicht gelingen relativ unkompliziert auszutauschen ist. Eine Frau, die gefangen in den Zwängen ihrer Zeit, Teil eines Vertrages ist, Garant für ein Bündnis, benutzt, um das Fortbestehen einer Blutlinie zu sichern. Sie zeichnet aber auch das Bild einer Frau, die sich der Gefahren durchaus bewusst ist und die aktiv Einfluss auf ihr Schicksal nimmt, die sich zur Sicherung ihrer gesellschaftlichen Stellung auf ein gefährliches Spiel einlässt, ohne die Konsequenzen erahnen zu können.Wer die Autorin kennt, weiß, dass sie schreiben kann und so lesen sich die 184 Seiten sehr gut weg. Ich finde die Kürze auch durchaus angenehm, für einen dicken historischen Wälzer hätte sich die Geschichte in meinen Augen nicht geeignet. Der Leser lernt Gruoch in fortgeschrittenem Alter kennen, ihre Regentschaft ist vorbei, Macbeth im Kampf getötet, sie selbst mit einigen wenigen Getreuen auf der Flucht. Hier ist nicht mehr viel übrig von der einstigen Königin, die in ihren einsamen Stunden ihrer großen Liebe gedenkt.Es gibt derzeit ja einen gewissen Trend, Frauen aus der Historie, oder der Mythologie eine Stimme zu geben, sie ihre Geschichte erzählen zu lassen. Mit diesem Buch haben wir einen wirklich guten Vertreter dieses Trends vorliegen. Mich konnte die Geschichte fesseln und ich habe mich im Anschluss auch noch etwas mit den belegten historischen Hintergründen beschäftigt. Queen Macbeth bietet einen lesenswerten Gegenpol zum etwas angestaubten Shakespeare und ermöglicht einen interessante Neuinterpretation der Geschichte. Einziger kleiner Kritikpunkt ist tatsächlich das Ende des Buches, hier hat sich die Autorin für meinen Geschmack etwas viel künstlerische Freiheit genommen.