Ann-Helen Laestadius hat sich mittlerweile als die wohl wichtigste (und auch bekannteste) literarische Stimme der Sámi-Kultur etabliert. Ihr neuestes Werk, "Die Rückkehr der Rentiere" legt den Fokus auf eine sehr persönliche Reise - die Suche nach der eigenen Identität. Das wunderschöne Cover hat mich in seinen Bann gezogen - allerdings auch einige Assoziationen geweckt, die ich im Buch so nicht wiedergefunden habe.Im Zentrum des Romans steht die 29-jährige Marina. Sie war Hals über Kopf aus ihrer Heimatstadt Kiruna im hohen Norden Schwedens nach Stockholm gezogen und hat sich in die Anonymität der Großstadt geflüchtet. Doch sie kommt dort mental nie wirklich an, deshalb geht sie zurück nach Kiruna. Nach ihrer Rückkehr muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen. Der Roman beschäftigt sich mit der Zerrissenheit zwischen traditionellen Werten und moderner Gesellschaft. Doch an dieser Stelle hat es mir das Buch etwas schwer gemacht. Da dies mein erstes Buch der Autorin war, war ich mit den Problemen/Werten/Lebensweise der "klassischen" Sami-Kultur noch nicht vertraut. Im Buch habe ich erlebt, wie diese von Marinas Eltern bereits verleugnet werden, aber hatte dazu wenig Hintergrundwissen. Das machte es mir recht schwer, manches einzuordnen und zu verstehen.Dazu kam leider, dass ich mit Marina nicht richtig warm geworden bin. Wir sind hier sehr viel in ihrer Gedanken- und Gefühlswelt - wenn man sich da schwertut mit dem Hauptcharakter, hat man es insgesamt schwer mit dem Buch. Das ist ganz natürlich, denke ich. Ich hatte mir eher eine handlungsgetriebene Geschichte erhofft, das hat mein Interesse im Laufe des Romans etwas abflauen lassen, obwohl ich den Schreibstil der Autorin grundsätzlich als sehr einnehmend empfand. Das Cover weckte in mir Assoziationen zu Nature Writing und einem ländlich-traditionellem Setting, das war jedoch nicht in dem Maße der Fall wie erhofft.Ich hatte mir irgendwie vorgestellt, dass es mehr um das traditionelle Leben der Sami gehen würde - aber da sollte ich wohl doch erst einmal zu ihrem ersten Buch "Das Leuchten der Rentiere" greifen. Ich denke, dass mich das mehr begeistern würde. Fazit"Die Rückkehr der Rentiere" ist ein Roman über Identität und Gesellschaft im Schweden der 1970er bis 1990er Jahre. Ich würde jedoch empfehlen, ihn nicht ohne einige Vorkenntnisse zur Sami-Kultur zu lesen bzw. nicht direkt vom Cover auf den Inhalt zu schließen.