Im Zentrum steht June Hayward, eine mittelmäßige Autorin, die zufällig (oder schicksalhaft?) Zeugin wird, wie ihre erfolgreiche Kollegin Athena Liu stirbt. June nimmt kurzerhand Athenas unveröffentlichtes Manuskript an sich - und veröffentlicht es unter dem eigenen Namen Juniper Song. Ab da beginnt der moralische und gesellschaftliche Freefall, und du willst einfach wissen, wie tief sie noch sinkt.Ich habe ehrlich gesagt lange dem Hype standgehalten und bin wieder spät dran. Aber was hab ich dieses Buch weggeatmet. Nach Babel hat die Autorin hier etwas komplett anderes abgeliefert - einen bissigen, klugen und stellenweise verdammt komischen Roman über das Schreiben, das Veröffentlichen und alles Dazwischen. Und ja, es ist ein Meisterwerk für mich! Was Yellowface so besonders macht, ist, wie diese Geschichte erzählt wird: mit schneidendem Witz, viel Selbstironie (auch gegenüber der eigenen Rolle als gefeierte Autorin of Color) und einem absolut messerscharfen Blick auf das Verlagswesen. Cancel Culture, kulturelle Aneignung, performativer Aktivismus, Twitter-Shitstorms - alles drin, aber nie mit erhobenem Zeigefinger. Stattdessen wirft sie dich mitten rein in die Ich-Perspektive von June, die so unangenehm real ist, dass man sich dabei ertappt, ihr manchmal recht geben zu wollen... obwohl man weiß, dass sie ganz tief im Unrecht liegt.Für mich eine absoluter scharfsinnige Geschichte über Macht, Privilegien und Identität - und gleichzeitig ein verdammt unterhaltsamer Roman. Wer Yellowface nicht liest, verpasst eine der klügsten literarischen Stimmen unserer Zeit.Jetzt sollte ich mich wohl doch noch der Fourth Wing Reihe widmen![unbezahlte Werbung / Büchereiausleihe]