Es hat ein paar Seiten gebraucht, bis ich wieder im Geschehen war - sowohl, um mich an das Ende des letzten Bands zu erinnern, als auch, um erneut in das komplexe Setting hineinzufinden.Doch sobald dies geschafft war, fand ich mich Seite an Seite mit Darrow in einer ausweglosen Lage wieder. Der Auftakt hat mir ausgesprochen gut gefallen: Ich wurde mehrmals positiv überrascht von Wendungen, die ich so nicht habe kommen sehen. Die erste Hälfte hat mich hervorragend unterhalten - keine Spur von Langeweile.Mit zunehmender Seitenanzahl begann sich die Geschichte dann jedoch ein wenig zu ziehen. Gleichzeitig wuchs mein Zweifel, wie ein überzeugendes Finale auf den verbleibenden Seiten noch glaubhaft umgesetzt werden sollte. Besonders herausfordernd empfand ich die ständigen Rückschläge, die die Heuler einstecken müssen. Dass der Feind scheinbar jeden ihrer Schritte vorausgeplant hat, zerrte an meinen Nerven - nicht, weil es schlecht geschrieben wäre, sondern weil ich mir einfach sehnlichst ein gutes Ende für die "Guten" gewünscht habe.Grundsätzlich kann ich mit solchen Entwicklungen gut umgehen - sie wirken realistisch, erhöhen die Fallhöhe und bauen Spannung auf. Doch hier war es für meinen Geschmack ein wenig zu viel des Guten. Ich war stellenweise kurz davor, die Motivation zu verlieren.Zum Glück bin ich drangeblieben, denn das Finale hat mich umgehauen - im besten Sinne. Es kam so überraschend, so kraftvoll, dass es die anstrengenden Passagen zuvor mehr als wettgemacht hat. Wirklich großes Lob an Pierce Brown für diesen Abschluss!Obwohl dieser Band gut als vorläufiges Finale der Red-Rising-Trilogie funktioniert, ist klar: Es ist noch nicht zu Ende - und ich werde definitiv weiterlesen.Tag der Entscheidung ist ein emotional intensiver, teilweise harter, aber letztlich lohnenswerter Band in einer Reihe, die mich seit Langem wieder richtig mitreißen konnte. Pierce Browns Charaktere sind vielschichtig, seine Welt komplex und brutal, seine Plottwists überraschend und effektiv. Der Verlust mancher Figuren ging mir wirklich nahe - genau das erwarte ich von guter Science-Fiction mit Substanz.