Spoilerwarnung<br data-start="170" data-end="173">Diese Rezension enthält Details zum Handlungsverlauf und zum Ende von Blood on Snow - Der Auftrag. Wer das Buch noch lesen möchte, sollte vielleicht später wiederkommen.186 sehr kurzweilige Seiten. Jo Nesbø verzichtet darauf, eine große Vorgeschichte zu erzählen - man ist direkt drin im Game, aber nicht so, dass man das Gefühl hat, etwas im Vorfeld verpasst zu haben. Stattdessen wird man zeitgleich ganz sanft weiter in die Geschichte reingeführt. Das ist eine schöne Mischung. Zum einen, weil zwischendurch kurze Gedankengänge von Olav aus der Vergangenheit kommen (z.¿B. Kindheit, seine Beziehung zum Vater oder zu sich selbst), zum anderen, weil man ganz tief in Olavs Gedankenwelt eintaucht.Und genau da liegt die Stärke von Blood on Snow: Nesbø versucht gar nicht erst, atmosphärisch eine dichte Umgebung zu bauen - aber umso mehr wird man in Olavs Innenleben hineingezogen. Seine Art, die fast schon etwas vom Asperger-Spektrum hat, macht ihn auf eine seltsame Weise sympathisch. Ja, er ist ein Killer, aber er erklärt, warum er das tut - und man nimmt es ihm ab.Der Erzählstil macht das Buch sehr kurzweilig. Die Kapitel sind kurz und knackig, mit einer angenehmen Mischung aus Action, Humor (Olav ist stellenweise wirklich sehr witzig), tiefen Gedanken und Trauer. Zwischendurch dachte ich kurz, dass mir die Geschichte zu wenig Tiefgang hat - etwa, als sich Olav und Corina direkt verlieben. Der Killer, der sein Ziel verschont, die Frau, die ihn plötzlich liebt - das wirkt erst zu schnell, zu oberflächlich. Doch am Ende wird klar: Nesbø will genau diesen Eindruck erzeugen. Man freut sich für Olav - und merkt am Ende: "Ja, du warst natürlich zu naiv, Olav!"Auf den letzten Seiten brilliert Nesbø mit echten Pageturner-Qualitäten: erst das falsche Spiel von Corina (damit habe ich nicht gerechnet), dann das vermeintliche Happy End mit Maria (fast zu schön, um wahr zu sein), und schließlich das letzte Kapitel - aus Marias Perspektive. Wahnsinn. Man trauert mit Olav, weil er von Corina verraten wurde, freut sich für ihn, dass er doch noch eine echte Liebe findet - und trauert letztlich doch wieder.Kurz gesagt: Blood on Snow war genau das, was ich zwischen den schweren Noir-Krimis gesucht habe - und hat mir gleichzeitig mehr Tiefgang zur Figur Olav gegeben, als ich erwartet hätte.