Nachdem in dem Dörfchen Duneen bei Bauarbeiten die sterblichen Überreste eines Menschen gefunden werden, ist der örtliche Polizist Sergeant "PJ" Collins nach Jahrzehnten das erste Mal wieder richtig gefordert. Es gilt, einen echten Kriminalfall zu lösen und die jahrzehntelang gehüteten Geheimnisse des Dorfes und ihrer Bewohner zu lüften.
Doch auch, wenn sich die Dorfbewohner einig sind, dass es sich bei den sterblichen Überresten um den vor zwanzig Jahren spurlos verschwundenen Tommy Burke handeln muss: so einfach löst sich ein jahrzehntelang gut gehütetes Geheimnis nicht! Schon gar nicht, wenn seinerzeit gleich zwei junge Damen, Evelyn und Brid, um die Liebe des Mannes buhlten.
Um etwaigen Enttäuschungen vorzubeugen sei an dieser Stelle direkt gesagt, dass der Kriminalfall respektive die Ermittlungsarbeit hier nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr dient dieser als eine Art roter Faden, anhand dessen die Lebensgeschichten der Protagonisten erzählt werden (ähnlich wie bei "Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens).
Und das macht Graham Norton wirklich ganz wunderbar. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet und toll ausgearbeitet. Es eint sie der tiefe Wunsch nach Liebe und Anerkennung und einem Gefühl von Zugehörigkeit. Gleichzeitig wird deutlich, welch zerstörerische Kraft dunkle Geheimnisse haben können, angefangen bei jahrzehntelang aufrecht erhaltener und zu unrecht empfundener Scham bis hin zu ungelebten Leben aufgrund einem verharren in der nicht aufgearbeiteten Vergangenheit. Durch den Fund des Toten erwachen die Protagonisten jedoch gefühlt zu neuem Leben und stellen sich diesem vielleicht zu m ersten Mal.
Besonders gut gefallen hat mir auch die Charakterentwicklung der Figuren im Laufe der Geschichte, wobei hier insbesondere Brid und PJ mein Herz erwärmt haben. Die beiden Charaktere wurden sehr komplex dargestellt und haben sich für mich dadurch wirklich authentisch angefühlt. Brid, die mehr und mehr erstarkt, und PJ, der sich selbst seit jeher unterschätzt und dabei doch ein so feines Gespür für Menschen und Situationen hat.
Der Erzählton ist eher dunkel, wird jedoch durch einen gelegentlichen feinen Witz durch den Autor aufgelockert, ohne der Geschichte dadurch jedoch ihre Ernsthaftigkeit zu nehmen. Und obwohl dies kein Krimi ist, wird es am Ende doch noch einmal richtig nervenaufreibend!
Von mir eine klare und absolute Leseempfehlung und ich werde mir nun auch die weiteren Werke von Graham Norton anschauen.