Viel Knistern, Humor und eine tolle Charakter-Dynamik. Leider mit einem schwachen enttäuschenden letzten Buchdrittel.
Kiss Me Once von Stella TackKiss Me Oncebeginnt als vielversprechende Young-Romance mit einer interessanten Ausgangssituation und einer quirligen Protagonistin. Die Geschichte lässt anfangs so einiges erwarten, vor allem in Bezug auf die Beziehung zwischen Ivy und Ryan. Leider wurde ich am Ende etwas enttäuscht, als ich feststellte, dass das Buch nicht als Auftakt zu einer Reihe gedacht war, sondern die weiteren Teile komplett andere Charaktere in den Mittelpunkt rücken.Zu Beginn war ich absolut begeistert von der Geschichte. Die untypische Kapitelaufteilung und der natürliche Perspektivenwechsel fügten sich hervorragend in die Erzählweise ein. Ivy und Ryan boten eine spannende und vielversprechende Dynamik ¿ prickelnde Romantik, Humor und eine ständige Mischung aus Herzklopfen und turbulenten Momenten.Kiss Me Oncewirkte wie eine erfrischende Abwechslung zu vielen anderen New-Adult-Romanen.Die erste Hälfte des Buches, besonders die Zeit, in der die Handlung auf dem öffentlichen College in Florida spielt, hat mich mitgerissen. Doch im letzten Drittel ging es leider bergab. Die Trennung der beiden Protagonisten nahm der Geschichte ihre Dynamik ¿ und der Übergang wirkte auf mich wie ein überstürzter Wendepunkt, als hätte man Ivys Reise abrupt abgekürzt. Was vorher lebendig, humorvoll und voller Spannung war, kippte in eine gehetzte und teilweise unnatürlich wirkende Entwicklung. Der Epilog fühlte sich entsprechend aufgesetzt an und ließ mich mit dem Gefühl zurück, dass hier ursprünglich mehr geplant war... (Dilogie/Trilogie).Ivy ¿ eine facettenreiche HeldinIvy ist eine Figur, die von Anfang an mein Herz im Sturm erobert hat. Sie ist unheimlich vielseitig ¿ von der unsicheren, emotionalen jungen Frau, die Ryan zum Lachen bringt, bis hin zu der entschlossenen und wütenden Ivy, die sich für ihre eigenen Wünsche und Träume einsetzt. Ihre Entwicklung ist faszinierend, da sie immer wieder neue Facetten von sich zeigt, während sie sich in einer Welt bewegt, in der sie nicht nur das Kind eines wohlhabenden Erbes ist, sondern auch eine starke, unabhängige Persönlichkeit wird.Besonders gefiel mir Ivys Denkweise über das Vermögen ihrer Familie und ihre Haltung zu der Welt, die sie umgibt. Es wird schnell deutlich, dass sie sich von ihrer Familie abheben möchte, was in ihrer Beziehung zu Ryan besonders interessant wird. Ihre Eigenschaft, selbst in schwierigen Momenten ihre sprühende Persönlichkeit zu bewahren, hat die Geschichte aufgelockert und oft ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert.Ryan ¿ der Bodyguard, der an seiner Rolle wächstRyan bleibt im Vergleich zu Ivy etwas blass. Als Bodyguard hat er zwar seine Momente, in denen er sich bewährt, doch oft wirkt er genervt und unprofessionell. Mit seinen Tattoos und Piercings passt er nicht ins klassische Bild eines Personenschützers, was ihn umso interessanter macht. Gerade diese Äußerlichkeiten, sein schräger Humor und sein charmantes Lächeln wirken auf Ivy besonders anziehend.Hinter seiner rauen Fassade steckt eine verletzliche Seite: eine schwierige Kindheit hat ihn geprägt und letztlich dazu bewogen, den Weg als Bodyguard einzuschlagen statt zu studieren. Diese Hintergrundgeschichte macht ihn greifbarer, auch wenn sein Verhalten nicht immer konsequent ist. Besonders seine Unentschlossenheit und die Tatsache, dass er Ivy mehrfach im Stich lässt, fand ich sowohl beruflich als auch emotional schwer nachvollziehbar.Die Beziehung ¿ Höhen und TiefenDie Beziehung zwischen Ivy und Ryan ist sicherlich der zentrale Punkt des Buches. Besonders gut gelungen fand ich den Aufbau der Gefühle zwischen den beiden, vor allem die Komplexität, die durch die Jobbeziehung (Bodyguard und Auftraggeberin) entsteht. Es war interessant zu sehen, wie diese Dynamik die Entwicklung ihrer Beziehung beeinflusste. Die unerklärliche Anziehungskraft und die emotionalen Wirren sorgten für viele spannende Momente, auch wenn mir letztlich die Tiefe in ihrer Beziehung fehlte.Der schwächelnde AbschlussDer dritte Teil des Buches verliert leider etwas an Schwung. Die Trennung der beiden Protagonisten und die fehlende Dynamik führten zu einem langsamen Abflauen der Geschichte. Die Idee, die Welten der beiden Charaktere zu vergleichen ¿ zum Beispiel Ivys Zuhause und Ryans eigene familiäre Situation ¿ hat dem Buch zwar eine interessante Tiefe verliehen, doch letztlich war der Übergang zum Schluss sehr abrupt. Der Epilog wirkte fast so, als ob die Geschichte ursprünglich in mehrere Teile aufgeteilt werden sollte, was den Abschluss für mich ein wenig unbefriedigend machte.FazitKiss Me Oncebietet auf jeden Fall viele schöne Momente, besonders in der ersten Hälfte des Buches. Die prickelnde Romantik, die humorvollen Dialoge und Ivys einzigartige Persönlichkeit machen es zu einer unterhaltsamen Lektüre. Der Übergang zum letzten Drittel und die abschließende Auflösung hingegen waren für mich etwas enttäuschend. Trotzdem bleibt es ein gelungener Roman, der viel Potenzial hat und interessante Einblicke in die Beziehung zwischen Ivy und Ryan bietet. Wer auf der Suche nach einer humorvollen und romantischen Geschichte mit einer starken Protagonistin ist, wird sicherlich seinen Spaß daran haben ¿ auch wenn der Schluss nicht ganz überzeugt.3/5 Sterne