Kein einfacher, leichter Roman, aber sehr bewegend.
Der 50. Geburtstag vom Kim soll groß gefeiert werden. Seine Frau Ines und die drei Kinder legen sich dafür mächtig ins Zeug. Auch wenn Kim ungern im Mittelpunkt steht, lässt er seiner Familie die Freude, das Fest vorzubereiten. Seine Kinder haben als besondere Überraschung Tevi eingeladen, eine alte Freundin der Familie.Kim und Tevi sind in Kambodscha aufgewachsen und vor den Gewalttaten der Roten Khmer geflüchtet. So kamen sie als Teenager nach Österreich. Der Kontakt zwischen ihnen ist seit langem abgerissen. Jeder lebt sein Leben. Die erwartete große Wiedersehensfreude bleibt jedoch aus. Kim, Ines und Tevi, früher beste Freunde, begegnen sich mit kühler Distanz.Es ist keine leichte Lektüre. Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen erzählt und wechselt zwischen den 1970er Jahren in Kambodscha, den 1980er Jahren in Österreich und der Gegenwart. Judith W. Taschler hat einen genauen Blick auf ihre Figuren. Die Beschreibung der Zeit vor den Roten Khmer und während ihrer Herrschaft führt einem vor Augen, wie unbarmherzig dieses Regime war. Die Schreibweise hierbei bleibt sachlich, dennoch kann man sich der Brutalität nicht entziehen. Nur langsam fügen sich die einzelnen Schicksale zu einem Ganzen zusammen. Der unprätentiöse Schreibstil und das genaue Hinsehen, wie sich Erlebtes auf die Figuren auswirkt - und damit meine ich nicht nur die Geschehnisse in Kambodscha - machen den Roman zu etwas Besonderem. Es ist ein Roman, der mich sehr bewegt hat.