Eine lesbische Romance und dann noch in einem veganen Setting?! Klang zu schön, um wahr zu sein. Gerade in queeren Romanen, die oft einen Wohlfühlcharakter haben, stört es mich nämlich enorm, wenn dann permanent Tiere gegessen werden - das passt für mich nicht zu einem mitfühlenden Miteinander. Umso glücklicher war ich, als ich von diesem Roman hörte.
Das Setting des kleinen Ortes Lavender Grove ist auch wirklich schön und ich mag die wechselnde Erzählperspektive. Außerdem ist spürbar, dass der Autorin verschiedene Themen wichtig sind, sodass psychische Erkrankungen ebenso eine Rolle spielen wie (queere) Wahlfamilie und eben Veganismus. Doch ich muss leider sagen, dass ich die Aspekte oft nicht so elegant umgesetzt fand und deshalb kein so schönes Leseerlebnis hatte wie von mir erwartet.
Irgendwie bin ich auch nicht so recht warm geworden mit den beiden Protagonistinnen. Obwohl es vielschichtige Charaktere sind, sei es in Bezug auf mentale Gesundheit oder die Realität als alleinstehendes primäres Elternteil, haben sie mich emotional nicht erreicht und auch den Vibe zwischen Gwen und Mae konnte ich nicht wirklich wahrnehmen.
Besonders am Ende war ich leider auch sehr genervt vom Verhalten der beiden. Ich verstehe, dass Missverständnisse ein gern verwendeter Trope sind, um der Handlung noch einmal ein paar Twists zu verleihen, aber das hat mich einfach nur aufgeregt. Es passte gar nicht zur früheren Behauptung, dass queere Personen viel offener miteinander sprechen und auch nicht zu der vorherigen Beziehung der beiden. Die Figuren schienen wie verwandelt und an so etwas störe ich mich sehr. Außerdem hätte ich mir persönlich gewünscht, dass das Thema Veganismus als Gerechtigkeitsbewegung mehr Raum findet. Das ist sowieso nie der Fall und bei dem Setting hätte es sich doch angeboten - denn Veganismus ist keine Ernährungsform, sondern eine soziale Bewegung wie Feminismus und Antirassismus auch. Dahingehend bin ich aber sicherlich hier besonders streng und ziehe dafür deshalb keine Punkte ab, denn ich bin ja ehrlicherweise schon froh, dass keine Tiere gegessen werden. <3
Ich lese gerne Bücher von Indie-Autor*innen und möchte bei denen immer besonders zugewandt bewerten, denn es muss so unglaublich viel Arbeit dahinterstecken und eben auch Mut, das eigene Werk in die Welt zu entlassen. Ich kann aber im Vergleich zu anderen Büchern dieser Kategorie trotzdem nicht mehr als 3 Sterne vergeben, weil ich mich echt ein wenig durch die Geschichte kämpfen musste. Explizit positiv fand ich aber z. B. die konsequente Verwendung von Neopronomen bei nicht-binären Charakteren.
Wichtige Themen, nicht unbedingt leichte Kost, ein bisschen wholesome in Bezug auf Wahlfamilie und vegane Leckereien - ich hoffe aufrichtig, dass der Roman noch weitere Leser*innen bekommt, zu denen die Geschichte vielleicht besser passt als zu mir. <3