Solide Unterhaltung. Kampf einer jungen Frau um ihren Platz im Leben, um ein Heim und um ihre geliebten Pfirsichbäume. Sehr naturnah.
In den 1940er Jahren lebt die 17jährige Victoria (Torie) auf einer Pfirsichfarm in Colorado. Es ist ein reiner Männerhaushalt, den sie versorgen muss und keiner ihrer Angehörigen bietet ihr Nähe und Geborgenheit. Unverhofft begegnet sie in der Stadt einem fremden jungen Mann, der ihr Leben verändert. Der Roman erzählt die Geschichte von Torie über mehrere Jahrzehnte, in denen sie im wörtlichen Sinne einen Platz im Leben sucht. Der Gunnison River, der in der Nähe der Farm verläuft und die Landschaft prägt, spielt im Roman eine entscheidende Rolle. Gleich zu Beginn erfahren wir, dass der Fluss gestaut wird und nicht nur die Pfirsichfarm, sondern die ganze Stadt Iola überfluten wird. Die Autorin stammt selbst aus der Gegend, die sie in ihrem Buch als Schauplatz gewählt hat. Den Stausee gibt es tatsächlich und die Stadt Iola ist dort in den 1960er Jahren verschwunden.Mir haben die Naturbeschreibungen sehr gefallen, auch wenn das Wort Pfirsich schon arg strapaziert wird. Torie muss schwere Schicksalsschläge ertragen, verliert aber nie den Mut, weiter zu machen. Sie ist wie der Fluss, der gegen Hinternisse stößt, um sie herum fließt und unzählige kleine Stückchen des Lebens auf dem Weg durch sein Flussbett mit sich führt. Der englische Titel passt daher sehr schön: Go as a river.Die Geschichte wird von Torie in der Ich-Perspektive erzählt. Was mir sehr gefallen hat, ist der Kunstgriff, mit dem die Autorin einen Handlungsstrang vermittelt, den Torie nicht selbst erlebt. Bereichernd für mich waren auch viele Themen, die neben dem historischen Stauseeprojekt, angesprochen werden: Rassismus, Umgang mit den Native Americans, Vietnam-Lotterie und Vietnam-Trauma.Insgesamt ein Schmöker, den man gerade im Herbst wunderbar lesen kann.