In The Good Nazi versucht der Autor in der Form eines Kriminalromans à la Agatha Christie ein Gesellschaftsbild der Zeit nach dem Beginn des nationalsozialistischen Regimes zu zeichnen. Hiermit jedoch hat er sich übernommen. Die scheinbar abgeschlossene, luxuriöse Welt der Luftschiffreisenden bildet für ihn nur den Anlass, plakative Figurenentwürfe nebeneinander zu stellen. Die Interaktionen beschränken sich auf das Nötigste, eine Handlung findet fast nicht statt.
Dem Autor sind ärgerliche Fehler unterlaufen wie die Behauptung, an Bord der Zeppeline habe man nicht rauchen dürfen (doch! Es gab tatsächlich einen speziellen Raucherraum) oder die unfreiwillig komische Bemerkung, man habe sich zum Essen die Servietten umgebunden.
Das Büchlein leidet an strategisch unglücklichen Entscheidungen: Auf dem attraktiven Cover sieht man einen Mann aus einem Zeppelin stürzen; auch ist die Behauptung, es gehe um eine Zeppelinreise zwischen Deutschland und Brasilien, unzutreffend -- diese liegt bereits zu Beginn des Buchs hinter uns; das Luftschiff fährt nur noch die brasilianischen Stationen ab.
Ärgerlich ist, dass reale Personen wie Hugo Eckener und sein Sohn zu reiner Staffage geraten, um dem Autor Gelegenheit zu geben, die Geschichte der Homosexuellen-, Juden- und Kommunistenverfolgung anzureißen. Auf einen Deal wie im Buch hätte Eckener sich nicht eingelassen. Auch hier stören Ungenauigkeiten: In den frühen 1930er Jahren wäre es mit Hilfe aus dem Ausland durchaus möglich gewesen, eine gefährdete Familie aus Deutschland herauszubringen und zu retten.
Fazit: eine schnelle Lektüre, bei der die Handlung durch lange, belehrende Passagen unterbrochen wird, um dann wenig überraschend in einem Bonmot zu enden.
1,5 Sterne. Mit Fragezeichen.