Ich lese wirklich gerne Fantasy - egal ob YA, Urban oder High Fantasy. Leider konnte mich "Fae Isles" nicht wirklich überzeugen. Dabei gibt es aber Aspekte, die mir gefallen haben. Das farbenbasierte Magiesystem z.B. fand ich durchaus originell. Auch die Tatsache, dass der männliche Protagonist Creon stumm ist, ist etwas, von dem man in Fantasybüchern nicht oft liest. Das in einem Roman ohne Point of View des entsprechenden Charakters umzusetzen, stelle ich mir gar nicht so einfach vor - fand es hier aber insgesamt gut gelöst. Als morally grey Charakter ist Creon zudem eine der vielschichtigsten Figuren des Romans.
Trotzdem hatte ich insgesamt Schwierigkeiten, wirklich in die Geschichte einzutauchen. Über weite Strecken hat mich das Buch einfach gelangweilt, da der Fokus stark auf Flirtereien, Spice und den Dialogen zwischen Emelin und Creon lag. Emelin selbst ist zwar grundsätzlich als starke Protagonistin angelegt, wirkt aber durch ihren trotzig-vulgären Tonfall oft eher wie ein bockiges Kind. Der moderne Slang mit Ausdrücken wie "Bitch", "Arschloch" oder "Ach leck mich doch" hat für mich nicht ins Setting gepasst und wirkte stellenweise deplatziert. Auch ihre Abneigung gegen Creon konnte ich nicht ernst nehmen, da im gleichen Atemzug immer wieder betont wird, wie unwiderstehlich und muskulös er doch sei - und das einfach zu oft. Hinzu kamen viele Phrasen-Wiederholungen wie "Oh ihr Götter" oder "Zera steh mir bei", die ich irgendwann nicht mehr lesen konnte. Zwar ist der Schreibstil insgesamt bildhaft und flüssig, aber die genannten Punkte haben mich immer wieder aus dem Lesefluss herausgerissen.
Am interessantesten fand ich Szenen, in denen Emelin mit Nebencharakteren interagiert - hier wurde die Welt für mich greifbarer und der Fantasyaspekt des Buchs kam an diesen Stellen besser heraus. Im letzten Viertel des Romans nimmt die Handlung zudem auch etwas mehr Fahrt auf. Da hat mir das Lesen dann auch wieder Spaß gemacht und ich hatte nicht mehr das Gefühl Seiten überfliegen zu müssen. Dennoch konnte das für mich den schwachen und langatmigen Mittelteil nicht ausgleichen. Die Liebesgeschichte zwischen Emelin und Creon stand klar im Vordergrund, während Handlung und Worldbuilding für meinen Geschmack zu kurz kamen. Wer vor allem auf Spice setzt, wird hier aber sicher auf seine Kosten kommen, da diese Szenen gelungen geschrieben sind. Das Cover des Buchs ist an sich hübsch gestaltet, wenn auch nicht besonders außergewöhnlich und mit eher geringem Bezug zur Handlung.
Insgesamt hat mich das Buch leider nicht gepackt: zu wenig Handlung, zu wenig Spannung und zu sehr auf die Romanze fixiert. Für Leserinnen und Leser, die sich eine komplexere Fantasygeschichte wünschen, bietet "Fae Isles - Der Henker der Königin" vermutlich zu wenig. Ich selbst werde die Reihe daher nicht weiterverfolgen, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass spätere Bände mehr Tiefe entwickeln könnten. Für mich bleibt es bei 3 von 5 Sternen.