Info vorab:
Es war schon eine Zeit lang her, dass ich Band 1 gelesen hatte, daher waren nicht mehr alle Infos u. Charaktere präsent, aber ich konnte mit Band 2 wieder sehr gut in die Handlung hineinfinden.
Worum gehts?
Es gibt in dem Buch zwei zentrale Handlungsstränge, einmal die (Vor-)Geschichte des menschlichen Söldners Arthur und die Geschichte vom Deva Azrael, der Hauptfigur der Reihe. Beide werden abwechselnd weitererzählt, wobei es auch ein paar Rückblicke in die Vergangenheit der Figuren gibt. Themen des Buches sind einerseits die Aufdeckung von Azraels mysteriöser Vergangenheit und seiner höheren Bestimmung, andererseits die Konflikte zwischen den Menschen und den Deva, geflügelte Wesen, die bei den Menschen den Stand von Sklaven haben und systematisch unterdrückt werden.
Wie hat mir der zweite Flug mit den Deva gefallen?
Die malerische teilweise hochpoetische Sprache im Buch hat mich wieder sehr gefesselt. Die Welt der Wächter der Morgenröte ist sehr durchdacht aufgebaut, hat ihre eigene Mythologie und eine lange Vorgeschichte, die immer wieder in Volksliedern und Erzählungen innerhalb der Geschichte durchscheint. Man hat beim Lesen das Gefühl, es gibt noch sehr viel in dieser Welt zu entdecken und über sie zu erfahren, weil sie so detailreich ist.
Aufgrund der Figurenkonstellation (Leibwächter und Prinzessin) und den Thematiken (unterdrückte Völker, gewaltbereite Herrscher, Folter, zwielichtige Bünde) kamen einige Game of Thrones Vibes auf. Ich konnte mir nie sicher sein, wer die nächsten Kapitel überlebt und wer nicht: Die Antagonisten sind durch und durch grausam, die Helden sind fast durchgehend im Überlebensmodus da zittert und fiebert man natürlich die ganze Zeit mit, weil man nicht will, dass bestimmte Charaktere, die einem ans Herz gewachsen sind, das Zeitliche segnen.
Nervenzerreißend und sehr traurig war natürlich auch die Unterdrückung der Deva durch die Menschen: Der Autor zeigt sehr schön, wie durch Vorurteile, Falschinformation und korrupte Herrscher Feindesbilder und Hass entstehen, wo eigentlich Frieden herrschen sollte. Stellenweise wollte ich die verblendeten Menschen einfach nur durchschütteln, weil sie nicht erkennen wollten, dass es sich bei den Deva um fühlende, intelligente Lebewesen handelt. Da man durch die wechselnden Perspektiven einen Menschen und einen Deva begleitet, lernt man beide Sichtweisen kennen und versteht, wieso beide Gruppen so unterschiedliche Ansichten haben. Da ist eine tiefe Kluft zwischen den Völkern und ich bin wirklich gespannt, ob es den Deva um Azrael gelingen wird, Brücken zu schlagen.
Azraels Entwicklung hat mir in diesem Buch sehr zugesagt: Sein Bewusstsein für Fehlentscheidungen wächst, er reflektiert Gewalthandlungen und setzt sich mit seinem inneren Konflikt/seiner Dunkelheit auseinander. Während man in Band 1 nur sparsame Einblicke in seine Vergangenheit bekommen hat, werden in diesem Band einige Fragen beantwortet. Es waren ein paar sehr emotionale Szenen zwischen Iskat und Liorit dabei, aber auch Arthurs Schicksal hat mich sehr bewegt Ich hoffe, er überlebt etwas länger als andere Charaktere, damit ich den Söldner noch etwas auf seinem Weg begleiten kann. Allgemein bin ich der Ansicht, dass zu viele Charaktere sterben und der Autor mehr Figuren am Leben lassen sollte, weil die Last der Weltrettung doch etwas schwer wäre, auf der Schulter so weniger Protagonisten.