"Manche Geschichten fühlen sich an wie ein warmer Windstoß, der Erinnerungen mit sich trägt, die man nie selbst erlebt hat."Genau so ist Zauberhafte Schwestern von Alice Hoffman. Dieses Buch misst sich nicht an Plotpoints oder Spannungskurven, sondern an seiner atmosphärischen Dichte, der poetischen Sprache und der leisen Magie zwischen den Zeilen.Die Geschichte der Schwestern Sally und Gillian ist vielschichtiger, ernster und zarter, als die bekannte Verfilmung vermuten lässt. Während der Film verspielt-romantisch daherkommt, ist das Buch melancholischer, nachdenklicher - und gerade deshalb so berührend. Es geht um Verlust, um generationsübergreifende Wunden, um die Last der Verantwortung und die Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Die Magie ist stets präsent, doch sie bricht sich nicht in spektakulären Zaubersprüchen Bahn, sondern sickert durch die Ritzen des Alltags. Und genau das macht ihren Zauber aus.Alice Hoffmans Schreibstil ist wie ein Schleier aus Morgennebel: sanft und traumhaft, doch plötzlich zeigen sich scharfe Konturen. Meisterhaft finde ich, wie sie innere Konflikte in scheinbar beiläufige Szenen packt - man fühlt mit den Figuren, ohne dass jedes Gefühl ausformuliert werden müsste.Das World-Building ist dezent, aber kraftvoll. Man spürt die unterschwellige Ablehnung der Kleinstadt gegenüber allem "Anderen" - und wie tief diese Prägung die Schwestern geformt hat. Die wahre Stärke des Buches liegt nicht in fantastischen Effekten, sondern in der Magie des Unausgesprochenen.Am meisten beeindruckt haben mich die Figuren: widersprüchlich, verletzlich, unvergesslich. Sally mit ihrer fürsorglichen Strenge, Gillian mit ihrer ruhelosen Suche nach sich selbst - beide bleiben unter der Haut.Wer ein märchenhaftes Liebeserwartet, wird überrascht sein. Zauberhafte Schwestern ist ein Roman über die Magie des Lebens - und die Spuren, die Verluste in uns hinterlassen.