Tief unter London liegen die Katakomben, eine über sieben Ebenen reichende Unterwelt mit ihrer eigenen Flora und Fauna. Durch Zufall vor einigen Jahren entdeckt, ziehen nun Tiefenschürfer, sogenannte Mudlarks, durch die obersten Ebenen auf der Suche nach den dortigen Bodenschätzen. Doch die Unterwelt ist gnadenlos, wer sich dort verirrt, findet meist nicht mehr zurück an die Oberfläche. Wegen einer Wette gerät auch die Studentin Maeve OSullivan bei einer Touristenführung viel tiefer in die Katakomben als geplant und muss lernen, dass diese Welt ganz anders ist, als wie ihr an der Uni beigebracht wurde.
Die Autorin hält sich nicht lange mit irgendwelchen unnötigen Einleitungen auf sondern schickt Maeve von Anfang an in die Katakomben. Von da an nimmt das ungeplante Abenteuer seinen Lauf, auch wenn mich die Erklärung, warum sie die Wette unbedingt einlösen wollte, stark verwunderte. Einfach, weil sie den Gegenpart nicht mag. Nun gut, ist ein anderes Thema. Das Abenteuer schreitet recht zügig voran, ebenso schnell erfährt man von ersten Pflanzen und anderen Bewohnern der Tiefen wie wandernde Steine oder bluttrinkende Pflanzen. Hier fand ich den Einfallsreichtum überzeugend, was Flora und Fauna betrifft. Ebenso, wie Nahrung und Energiesystem dort unten funktionieren. Dass der Mensch der dort alles zerstörende Feind ist wird Maeve nach und nach bewusst. Ebenso spannend fand ich zu erfahren, von wem sie dort unten letztendlich Hilfe bekommt und dass das dortige Volk, welches unabhängig von der Oberwelt lebt, nicht automatisch das Gesellschaftssystem der Menschen lebt sondern sich ein eigenes System aufgebaut hat.
Etwas schade fand ich, dass den Hauptcharakteren eine gewisse Komplexität fehlte, ich nicht so wirklich mit ihnen auf die Art emotional mitfiebern konnte, wie ich es mir gewünscht hätte. Da ist mir das Buch zu distanziert und oberflächlich, es bleibt beim Lesen statt Erleben.
Ein Kritikpunkt, welchen ich erwähnen möchte, ist die Verwendung des nonbinären Personalpronomens dey, das wie eine Denglisch-Version von they klingt. Das hat mich jedesmal unnötig aus dem Lesefluss gerissen, eben weil es wie Denglisch mitten im deutschen Text wirkt. Hier hätte ich die Nutzung der gängigen sier-Version harmonischer gefunden, vielleicht mal als Anreiz für das nächste Buchprojekt. Liest sich deutlich angenehmer.